Insolvenzgeschehen in Deutschland stabil
ba Frankfurt
Das Insolvenzgeschehen in Deutschland zeigt sich derzeit trotz Energiekrise, Lieferkettenproblemen und dem schrittweisen Auslaufen der Coronahilfen recht stabil und soll es auch in den kommenden Monaten bleiben. Die aktuelle Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) warnt aber vor zunehmenden Risiken.
„Die Zumutungen für die Unternehmen werden in den nächsten Monaten nochmals deutlich steigen“, betonte Steffen Müller, Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität und der dort angesiedelten Insolvenzforschung. Seit April würden den Arbeitgebern beim Kurzarbeitergeld keine Sozialversicherungsbeiträge mehr erstattet, und seit Mitte Juni könnten keine Anträge mehr auf Überbrückungshilfe IV gestellt werden. Dazu kämen nun die Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro im Oktober, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) avisierte Zinswende und absehbar noch höhere Energiepreise. „Letztlich steigen die Erzeugerpreise auf breiter Front“, sagte Müller. Das umfasse die Lohnkosten, die Kapitalkosten und voraussichtlich auch die Energiekosten. „Wie stark diese Belastungen auf das Insolvenzgeschehen durchschlagen, hängt auch davon ab, wie stark die Unternehmen selbst die Preise erhöhen können.“
Das IWH-Insolvenzbarometer weist für Juni 709 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften aus. Das sind etwas weniger als im Mai und fast exakt so viele wie im Vorjahr. Für Juli und August sei Frühindikatoren zufolge keine starke Veränderung zu erwarten. In den größten 10% der Firmen, deren Insolvenz im Juni gemeldet wurde, waren 5400 Jobs betroffen. Dies sind etwas weniger als in den Vormonaten und entspricht in etwa dem durchschnittlichen Niveau des Jahres 2021.