Energiepreise

Institute sehen staatliche Regulierung kritisch

Die Ampel-Regierung versucht die Energiepreissteigerungen für Unternehmen und Verbraucher abzufedern. Die Wirtschaftsforschungsinstitute gehen damit im Frühjahrsgutachten nur eingeschränkt konform.

Institute sehen staatliche Regulierung kritisch

wf Berlin

Im Angesicht steigender Energiepreise sprechen sich die Wirtschaftsforschungsinstitute gegen eine staatliche Preisregulierung aus. Preiseingriffe seien gerade in Phasen steigender Preise kontraproduktiv, schreiben die Wissenschaftler in ihrem Frühjahrsgutachten. Die von der Ampel-Regierung beschlossene temporäre Steuersenkung auf Kraftstoffe solle deshalb nur so kurz wie möglich Bestand haben.

„Aus wirtschaftspolitischer Sicht spricht vieles dafür, die Preissignale wirken zu lassen“, konstatieren die Forscher in ihrem Frühjahrsgutachten. Die Energiepreise würden strukturell auf absehbare Zeit in Deutschland höher sein als vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine, stellte der Vizepräsident und Konjunkturchef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Stefan Kooths, in Berlin in Aussicht. Unabhängig von den russischen Lieferungen werde die Diversifizierung dazu beitragen, dass Energie hierzulande teurer sein werde, erläuterte Kooths. Dies stelle die energieintensiven Industrien vor erhöhten Anpassungsdruck.

Mehr Sparsamkeit

Höhere Preise motivierten aber Unternehmen und Verbraucher, sparsamer mit der knapp gewordenen Energie umzugehen. Durch verstärkten Einsatz energiesparender Technologien werde die Energienachfrage sinken und der Preisdruck abnehmen, sind die Forscher überzeugt. Besonders problematisch seien Eingriffe in das Preisgefüge, wenn der Staat damit in der EU einen Entlastungswettlauf zwischen den Ländern auslöse, warnen die Forscher.

Kurzfristig sollten Preisspitzen und Verwerfungen, die Unternehmen in Liquiditätsprobleme und existenzbedrohende Schwierigkeiten bringen könnten, staatlich abgefedert werden, raten die Institute. Unrentable Strukturen dürften damit aber nicht konserviert werden. Die staatliche Unterstützung von Haushalten sollte sich auf das einkommensschwache Segment konzentrieren. Nehme man alle Maßnahmen der Ampel von 24 Mrd. Euro zusammen, bescheinigen die Forscher der Regierung eine relativ hohe Entlastung bei unteren Einkommensgruppe. Im unteren Dezil liege diese bei 3,8% des Haushaltseinkommens. Im Durchschnitt würden die Haushalte um 1,3% entlastet.

Mit Blick auf einen möglichen Lieferstopp von Energie aus Russland dringen die Wissenschaftler auf ein effizientes Regulierungssystem. Bei Erdgas dürfte demnach selbst eine kurzfristige Diversifizierung nicht ausreichen, die russischen Lieferungen vollständig zu ersetzen. Anstelle der Rationierung durch die Regulierungsbehörde solle erwogen werden, die verfügbaren Mengen in einer Auktion zu handeln, empfehlen die Institute. Die Unternehmen mit den potenziell höchsten Wertschöpfungsverlusten würden dann die höchsten Preise für die Zuteilung bieten.

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