Investitionshoffnung schiebt Wachstum an
Investitionshoffnung schiebt Wachstum an
Wirtschaftsforschungsinstitute zuversichtlich für 2026 – aber Stagnation in diesem Jahr
lz Frankfurt
Sollten die geplanten Zusatzausgaben für Verteidigung und Investitionen der neuen Regierungskoalition realisiert werden, könnte das nach Einschätzung großer Wirtschaftsforschungsinstitute tatsächlich zu einem kräftigen Wachstumsschub führen. Allerdings nicht schon im laufenden Jahr, weil sich die schwindende Unsicherheit über die deutsche Wirtschaftspolitik erst langsam in mehr Konsum und Investitionen niederschlagen dürfte, wie das IWH in Halle erwartet. Auch die schuldenfinanzierten staatlichen Mehrausgaben würden erst allmählich nachfragewirksam werden.
Allmähliche Belebung
Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) erhöhte seine Prognose für das Wachstum 2026 von 0,9 auf 1,5%. Die Forscher gehen davon aus, dass die Geldpolitik weniger restriktiv wirkt und es allmählich zu einer konjunkturellen Belebung kommt, verbunden mit einem Anstieg der öffentlichen Investitionen.
Das RWI erwartet für 2025 das dritte Rezessionsjahr in Folge (–0,1%). „Die deutsche Wirtschaft steht weiter unter hohem Druck durch Exportkrise, politische Unsicherheiten und strukturelle Schwächen, die Investitionen und Konsum bremsen“, sagte RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt. Für 2026 rechnet das Institut dann mit einem Plus von 1,2%.
Schwacher Export erwartet
Die Ökonomen unterstellen, dass sich die gesamtwirtschaftliche Unsicherheit nach und nach verringert. Eine Voraussetzung dafür sei aber, „dass die neue Bundesregierung ein Konzept zur Stärkung des Wirtschaftswachstums vorlegt, das auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen umfasst.“ Geplante Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur könnten zwar die Konjunktur beleben, sagte Schmidt. Doch strukturelle Hemmnisse wie Fachkräftemangel und zu viel Bürokratie verhinderten allerdings dauerhaftes Wachstum.

„Die Exporte bleiben ein zentraler Schwachpunkt“, erläuterte das RWI. Die deutschen Lieferungen nach China dürften auch 2025 stark sinken – das vierte Jahr in Folge. Zudem stehe der private Konsum weiter unter Druck. Erst im späteren Verlauf des Jahres dürfte es hier aufgrund sinkender Inflation und einer leicht stabilisierten Beschäftigung wieder moderat nach oben gehen.
Risiko Zollpolitik
Risiken für die Prognose ergeben sich dem IWH zufolge vor allem aus dem unberechenbaren politischen Umfeld. Die Unsicherheit über die US-Zollpolitik schlage auf die deutsche Wirtschaft besonders stark durch, weil die USA das Land sind, in das mit Abstand am meisten deutsche Exportgüter geliefert werden. Aber auch die Ausweitung der Staatsausgaben in Deutschland und Europa bringt erhebliche Risiken mit sich. Vertrauensverluste an den Kapitalmärkten könnten gerade Euroraum-Länder mit hoher Verschuldung rasch in eine finanzielle Schieflage bringen, der die EZB nach Einschätzung der IWH-Konjunkturforscher wohl mit Stützungskäufen der betroffenen Staatstitel begegnen würde.