Artikel-IV-Konsultationen

IWF kappt Prognose für Deutschland kräftig

Wegen der hohen Unsicherheit und der Kriegsfolgen hat der IWF die Wachstumsprognosen für Deutschland empfindlich gekürzt und erwartet zudem eine höhere Inflation. Als größtes Risiko gilt ein Gaslieferstopp.

IWF kappt Prognose für Deutschland kräftig

ba Frankfurt

Der Internationale Währungsfonds (IWF)hat wegen des neuen konjunkturellen Gegenwinds infolge der Ukraine-Krise die Wachstumsprognosen für Deutschland deutlich gekappt. Für das laufende Jahr wird nun ein Plus von 1,2% erwartet – im April waren es noch 2,1%. 2023 sollen es dann +0,8 (zuvor: 2,7)% werden. Als größte Bedrohung bezeichnete der Fonds eine anhaltende Unterbrechung der russischen Gasexporte nach Deutschland und Europa: Dies könne „zu einem erheblichen Rückgang der deutschen Wirtschaftstätigkeit und einem Anstieg der Inflation führen“, hieß es in dem Bericht nach den Artikel-IV-Konsultationen.

Die Verbraucherpreise prognostiziert der IWF mit durchschnittlich 7,7% in diesem und 4,8% im kommenden Jahr. Ein längerer Krieg und ein Wiederaufflammen der Covid-19-Infektionen könnten den Lieferkettenstress verstärken, zudem be­lasteten die schwächere Auslandsnachfrage, ein geringeres Vertrauen so­wie restriktivere finanzielle Bedingungen die deutsche Wirtschaft, hieß es.

Sollte sich die Lage verschlechtern, müsse die Regierung finanzpolitisch flexibel bleiben und auch die Schuldenbremse ein weiteres Jahr aussetzen. 2023 soll diese eigentlich wieder greifen, nachdem sie seit 2020 wegen der Coronakrise ausgesetzt ist. Die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung zur Abmilderung der Kriegsfolgen bezeichnete der IWF als „rechtzeitig und gut durchdacht“. Darüber hinaus könne aber mehr getan werden: So sollten die höheren Gaspreise an die Endverbraucher weitergegeben werden, um Anreize für Energieeinsparungen zu schaffen und den Aufbau von Gasvorräten zu erleichtern – wobei aber sozial schwache Haushalte „gezielt und zeitlich begrenzt“ unterstützt werden sollten.

Zudem sollten Energiesicherheit, Digitalisierung und der soziale Schutz weiter verbessert werden, mahnt der IWF. Grüne öffentliche Investitionen anzukurbeln sei entscheidend, um private Investitionen in saubere Technologien anzustoßen. Dies könne dazu beitragen, die großen außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte zu verringern.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.