IWF Weltwirtschaftsausblick

IWF warnt vor global düsteren Konjunkturaussichten

Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet als Folge der US-Einfuhrzölle mit einem deutlich schwächeren Wachstum der Weltwirtschaft. Aufgrund der politischen Volatilität könnten die aktuellen Prognosen sogar zu optimistisch sein, warnt er.

IWF warnt vor global düsteren Konjunkturaussichten

IWF warnt vor global düsteren Konjunkturaussichten

Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft stark nach unten korrigiert – Einfuhrzölle werden die USA härter treffen als Europa

det Washington

Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet aufgrund der US-Einfuhrzölle sowohl in diesem als auch dem kommenden Jahr mit einer deutlichen Abschwächung des globalen Wachstums. In seinem neuen Weltwirtschaftsausblick (WEO) spricht der IWF erstmals von einer „Referenz-Prognose“ anstelle einer „Baseline-Prognose“.

Die Referenzgrößen beim Wachstum könnten angesichts der politischen Volatilität in den USA künftigen Schwankungen unterliegen, betont der Währungsfonds. Insbesondere haben die Konjunkturrisiken deutlich zugenommen. Folglich könnten weitere Korrekturen notwendig sein. Als sicher gilt laut IWF lediglich, dass unter den Industrieländern vor allem die US-Wirtschaft leiden wird. Wie aus den aktualisierten Zahlen hervorgeht, werden die Sanktionen Europa weniger hart treffen.

Störung von Lieferketten

Der WEO verweist auf die „beispiellosen Schocks der vergangenen Jahre“. Diese reichen von dem Konjunktureinbruch als Folge der Corona-Pandemie bis zur weltweiten Inflation aufgrund der Störungen in globalen Lieferketten. Dazu gesellen sich nun aber auch tektonische Verschiebungen in der globalen Handelsordnung. Diese hätten zu einer neuen Ausrichtung der politischen Prioritäten in den betroffenen Ländern geführt, heißt es im WEO. So hätten die umfassenden Abgaben, die größtenteils Anfang April in Kraft getreten sind, „die effektiven Zollsätze auf den höchsten Stand in fast 100 Jahren getrieben“.

Dieser negative Schock hat dazu geführt, dass der Währungsfonds seine Prognosen für das Weltwirtschaftswachstum für das laufende Jahr und für 2026 um kumulative 0,8 Prozentpunkte heruntergesetzt hat. Demnach wird die globale Wirtschaftsleistung dieses Jahr nur noch um 2,8% zunehmen. Beim Prognose-Update im Januar hatte der IWF noch ein Plus von 3,3% unterstellt. Im kommenden Jahr wird eine Wachstumsrate bei 3,0% anstelle von 3,3% erwartet. Sämtliche Zahlen liegen deutlich unter dem historischen Durchschnittswert von 3,7%.

Politische Unsicherheit nimmt zu

Die angespannten Handelsbeziehungen, politische Unsicherheit und der daraus resultierende Nachfrageschwund werden danach zur Folge haben, dass die Wirtschaftsleistung in den USA 2025 nur um 1,8% zulegen wird. Das ist fast ein Prozentpunkt unter der Prognose vom Januar. Die Eurozone befindet sich nach Darstellung des IWF zwar in einer zyklischen Erholung. Gestützt werde diese aber vor allem von der starken Binnennachfrage.

Darauf ist laut WEO aber kein Verlass mehr, da mit Ausnahme Deutschlands in den meisten Ländern der Privatkonsum bereits seinen Höhepunkt erreicht habe. Der Konsum werde insofern also eher schwächer, zumal die hohe politische Verunsicherung durch die US-Zollpolitik Verbraucher zu noch mehr Sparen animieren werde. Hinzu komme in Europa, dass die hohen Energiepreise auf der Industrieproduktion lasteten. Folglich verbleibe der Dienstleistungssektor als wichtigster Motor des Wirtschaftswachstums.

Wachstumsdivergenzen in der Eurozone

Das wiederum hat zu erheblichen länderspezifischen Divergenzen geführt. Um dieses Argument zu untermauern, zieht der WEO einen direkten Vergleich zwischen Deutschland und Spanien. So wird die deutsche Wirtschaftsleistung dieses Jahr Nullwachstum aufweisen und 2026 um 0,9% zulegen. Für Spanien erwartet der Währungsfonds hingegen Wachstumsraten von 2,5% und 1,8%.

Politische Lösungen setzen nach Ansicht des IWF „Klarheit und Koordination“ voraus. Länder müssten zusammenarbeiten, um ein „vorhersehbares Umfeld“ für den Welthandel zu schaffen. Gleichzeitig müsste die Politik eher Ungleichgewichte reduzieren – sowohl beim Handel als auch bei der Staatsverschuldung.

Länderspezifische Divergenzen

Gleichzeitig fordert der IWF von Notenbanken eine agile Geldpolitik. Die Währungshüter sollten angesichts potenzieller Trade-offs zwischen Inflationsbekämpfung und Vollbeschäftigung flexibel agieren. Auch könnten angesichts der Volatilität gezielte Interventionen an den Devisenmärkten notwendig sein, um extremen Wechselkursschwankungen entgegenzuwirken.

Trumps Zölle ziehen dem IWF zufolge aber auch die Schwellen- und Industrieländer in Mitleidenschaft. Dort würden die Volkswirtschaften 2025 um 3,7% und dann 2026 um 3,9% zulegen können. Das ist für beide Jahre eine Rücknahme der bisherigen Prognosen um 0,9 Prozentpunkte. Die deutlichsten Korrekturen nahm der IWF für jene Länder vor, die sich im Fadenkreuz von Trumps Zollkanone befinden, allen voran China.   

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