Währungsfonds sieht neue Risiken bei globalem Finanzsystem
Währungsfonds sieht neue Stabilitätsrisiken
Bericht zur globalen Finanzstabilität warnt vor den Folgen der hohen Verschuldung
det Washington
Obwohl sich seit den Bankenpleiten vom Frühjahr die Lage im Kreditsektor entspannt hat, lauern nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) nun neue Gefahren für die Stabilität des Finanzsystems. Risiken gehen mittlerweile von der hohen Verschuldung im Privatsektor aus, schreibt der Währungsfonds in seinem Bericht zur globalen Finanzstabilität (GFSR).
Um diesen Gefahren entgegenzuwirken, fordert der IWF seitens der Gläubiger die Bereitschaft zu Umschuldungsvereinbarungen. Auch müssten die Zentralbanken angesichts der unterschiedlichen Entwicklungen bei Inflation und Wirtschaftswachstum flexibel bleiben. Gerade in Schwellenländern sollten die Notenbanken vermeiden, dass die Lockerung der Geldpolitik zu schnell über die Bühne geht, heißt es im GFSR, der zudem feststellt, dass die meisten Volkswirtschaften die aggressivsten Zinserhöhungen seit Jahrzehnten gut verkraftet haben. Bemerkbar mache sich dies unter anderem in der Entwicklung an den Aktienmärkten. So stiegen trotz der Kursverluste, die im September einsetzten, die Wertpapierkurse seit Jahresbeginn in Europa um 10% und in den USA um 12%.
Bankensektor stabiler
Der Währungsfonds weist einerseits darauf hin, dass in einigen Ländern ein bedeutender Restbestand an geschwächten Banken von der Zahlungsunfähigkeit bedroht sein könnte. Insgesamt habe aber die Entwicklung im Bankensektor seit dem Frühjahr einen wichtigen Beitrag zur Stabilität geleistet. „In einigen Bankensystemen hat sich die Lage entspannt“, sagt Tobias Adrian, Direktor der Kapitalmarktabteilung beim IWF. „Gleichwohl sehen wir nun sich abzeichnende Probleme an anderer Stelle“, so Adrian, und er verweist auf die Verschuldung im Privatsektor. So haben als Folge der hohen Zinsen sowohl Unternehmen als auch Haushalte über Refinanzierungen ihre Kreditlaufzeiten gestreckt. Schwierigkeiten könnten die Schulden in Höhe von 5,5 Bill. Dollar, die im kommenden Jahr fällig werden, insbesondere mittelständischen Unternehmen bereiten.
Besonders stark ist von den verschärften Finanzierungsbedingungen der Immobiliensektor betroffen. So trug der deutliche Zinsanstieg dazu bei, dass die Eigenheimpreise in Industrieländern im ersten Quartal dieses Jahres um 8,4% einbrachen. In Ländern mit einem hohen Anteil an Hypothekendarlehen mit variablen Zinssätzen erreichten die Verluste sogar zweistellige Werte. Noch prekärer ist laut IWF die Lage bei gewerblichen Immobilien. So entsprechen gewerbliche Immobilienkredite in Europa 18% und in den USA 12% der Wirtschaftsleistung. Deren hohe Konzentration könnte im Falle einer Krise die Stabilität des gesamten Finanzsystems gefährden, warnt der GFSR.
Bereitschaft zu Umschuldung
Unter anderem empfiehlt der Bericht den verschuldeten Schwellenländern, ihre Wirtschaftspolitik an dem „Integrated Policy Framework“ des IWF auszurichten. Dies würde ihnen helfen, die Risiken besser verwalten zu können, die mit Kapitalabflüssen und volatilen Wechselkursen verbunden sind. Auch sollten sie die Kommunikation mit bilateralen und multilateralen Gläubigern beleben, die ihrerseits bereit sein müssten, Schulden neu zu strukturieren.
Speziell in China fordert der Fonds Maßnahmen, um das Vertrauen in den angeschlagenen Immobiliensektor wiederherzustellen. Dazu zählen Staatshilfen für Bauunternehmen sowie die Möglichkeit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik. Wichtig sei auch, dass in Ländern mit einem Restbestand an geschwächten Banken die Aufsichtsinstanzen prüfen, ob die Liquiditäts- und Kapitalanforderungen ausreichen. Unverzichtbar sei auch, dass Stresstests den gewerblichen Immobiliensektor unter die Lupe nehmen und feststellen, inwieweit die Verschuldung dort die Stabilität des gesamten Finanzsystems gefährden könnte.