Japan will ausländische Chiphersteller anlocken
mf Tokio
– Die japanische Regierung will ausländische Chip-Hersteller mit großzügigen finanziellen Anreizen ins Land holen und folgt damit westlichen Industrienationen. Die Auslandsfirmen sollen die neuesten Halbleiter zusammen mit einheimischen Partnern in Japan produzieren. Diese Zielrichtung sieht die neue Halbleiterstrategie vor, die das Kabinett gegen Monatsende verabschieden will. „Halbleiter sind heute so wichtig wie Nahrung und Energie“, erklärte ein hochrangiger Wirtschaftsbeamter. Bisher verfügt die Regierung nur über einen kleinen Subventionsfonds von 200 Mrd. Yen (1,5 Mrd. Euro). Doch Mitglieder der Regierungspartei LDP fordern unter Verweis auf die USA und die EU eine Aufstockung um mehrere Bill. Yen (je 7,5 Mrd. Euro). Die US-Regierung plant bis 2026 staatliche Beihilfen von 39 Mrd. Dollar für die Herstellung und Erforschung von Halbleitern. Die EU will in den nächsten zwei bis drei Jahren die Digitaltechnologien inklusive Halbleitern mit 145 Mrd. Euro fördern.
In den 1980er Jahren war Japan mit Unternehmen wie NEC der weltgrößte Produzent von Prozessoren. Inzwischen importiert die Inselnation rund 60% ihres Bedarfs, den Großteil davon aus China und Taiwan. Der größte einheimische Hersteller Renesas Electronics, der vor allem japanische Autobauer beliefert, kann nur Prozessoren und Steuerungschips mit über 40 nm dünnen Leiterbahnen bauen, während die Rivalen bereits an der nächsten Generation mit der 28 Nm-Technologie arbeiten. Die größte Herausforderung beim Bau neuer Fabriken besteht darin, genug einheimische Nachfrage für diese Chips sicherzustellen. „Wir haben kein Silicon Valley“, klagte der japanische Beamte.
Als ersten Erfolg kann die Regierung die Ansiedlung des weltgrößten Logikchip-Herstellers TSMC verbuchen. Die Taiwanesen wollen eine Testfabrik für ihre modernste Technologie auf dem Gelände der Tsukuba-Universität nahe Tokio errichten, die 2022 in Betrieb geht. Japan übernimmt über die Hälfte der Baukosten von 37 Mrd. Yen (278 Mill. Euro). Rund 20 Halbleiterfirmen wollen mit TSMC „gestapelte“ Prozessoren entwickeln, darunter der 3-D-Packaging-Spezialist Ibiden und der Maschinenbauer Shibaura Mechatronics. Teil der Vereinbarung dürfte sein, dass TSMC die neuartigen Chips in Japan herstellt.