Konjunktur

Japans Geschäfts­klima trübt sich ein

Die Manager der Großindustrie in Japan sind erstmals seit sieben Quartalen wieder schlechter gelaunt. Als mögliche Ursachen gelten steigende Rohstoffkosten, der Ukraine-Krieg, die gestörten Lieferketten und rekordhohe Corona-Neuinfektionszahlen....

Japans Geschäfts­klima trübt sich ein

mf Tokio

Die Manager der Großindustrie in Japan sind erstmals seit sieben Quartalen wieder schlechter gelaunt. Als mögliche Ursachen gelten steigende Rohstoffkosten, der Ukraine-Krieg, die gestörten Lieferketten und rekordhohe Corona-Neuinfektionszahlen. Laut der vierteljährlichen Tankan-Umfrage der Bank of Japan sank der Stimmungsindex für die großen Produzenten von +17 auf +14. Ein positiver Wert bedeutet immerhin, dass die Optimisten unter den Befragten noch in der Mehrheit sind. Der Rückgang fiel weniger stark aus, als von Ökonomen im Vorfeld erwartet worden war.

Auch das Geschäftsklima bei den großen Dienstleistern überstand die Belastungen besser als vorhergesagt. In diesem Wirtschaftssektor ging der Stimmungsindex nur um einen Punkt auf 9 Zähler zurück. In ihrem Ausblick auf das zweite Quartal erwarten die Firmen jedoch eine weitere Verschlechterung. Gemäß dem Tankan-Bericht schätzen die großen Produzenten ihre Stimmung im Juni auf +9 und die großen Dienstleister auf +7. Allerdings gelten diese Pro­gnosen als nicht sehr zuverlässig.

Konjunkturskepsis nimmt zu

Die stärkste Veränderung gegenüber dem Vorquartal zeigte sich bei der Inflationserwartung. Die Manager der 10000 befragten Unternehmen prognostizieren für 2023 eine Inflationsrate von 1,8%, vor drei Monaten sagten sie nur 0,7% vorher. Selbst auf Fünfjahressicht kletterte ihre Schätzung um 0,2 Prozentpunkte auf nunmehr 1,6%.

Die Analysten von Morgan Stanley MUFG interpretieren die neuen Werte so, dass viele Unternehmen glauben, ihre Kosten weitergeben zu können. Dennoch gehen die Ökonomen von Barclay‚s Japan nicht davon aus, dass die Bank of Japan ihre ultralockere Geldpolitik vor dem Frühjahr 2023 ändern wird.

Für konjunkturelle Skepsis sorgte die Aussage der großen Unternehmen, dass sie ihre Kapitalausgaben im neuen Geschäftsjahr ab April nur um 2,2% anheben wollen. Analysten gingen im Schnitt von einem Anstieg um 4,0% aus. Laut Tom Learmouth, Japan-Ökonom bei Capital Economics, könnte die Erholung der Investitionen im neuen Geschäftsjahr daher schwächer ausfallen als bisher vorhergesagt.

Dagegen scheinen auf der Gewinnseite Überraschungen möglich. Die produzierenden Unternehmen kalkulieren aktuell mit einem Wechselkurs von 111 Yen je Dollar. Die inzwischen jedoch viel schwächere Währung stützt die Erträge der japanischen Exporteure.