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Japans Großindustrie noch schlechter gelaunt

Die Unternehmer in Japan schauen pessimistischer auf die Zukunft. Nur im Dienstleistungssektor gibt es einen gegenteiligen Trend. Die Bank of Japan dürfte jedoch nicht an ihrem Kurs rütteln.

Japans Großindustrie noch schlechter gelaunt

mf Tokio

Die Skepsis von Japans Großindustrie wächst: Wie aus der vierteljährlichen Umfrage der No­tenbank hervorgeht, verschlechterte sich das Geschäftsklima in diesem exportorientierten Bereich der Wirtschaft bereits das vierte Quartal in Folge. Das Ergebnis setzt die Regierung unter Druck, die Unternehmen wegen der Inflation zu Lohnerhöhungen zu bewegen und die steigenden Lebenshaltungskosten zu drücken. Nur dann kann die Bank of Japan ihr Inflationsziel von 2% nachhaltig erreichen, ihre Geld­politik straffen und dadurch den Yen stärken. Die Teuerung stieg in Japan zuletzt auf 3,7% und damit den höchsten Stand seit vier Jahrzehnten.

Der ermittelte Stimmungsindex sank gegenüber September um einen Punkt auf +7, den tiefsten Stand seit März 2021. Ein positiver Wert bedeutet, dass es mehr Optimisten als Pessimisten gibt. Dabei berichteten fast 65% der Auslandstöchter von japanischen Unternehmen, so viele wie vor der Pandemie, in einer separaten Umfrage der staatlichen Handelsorganisation Jetro, dass sie einen positiven Jahresabschluss erwarten.

Dienstleister positiver

Das Geschäftsklima der nichtverarbeitenden Großunternehmen kletterte unterdessen um 5 Punkte auf plus 19 auf und erreichte den höchsten Stand seit Dezember 2019. Darin spiegelt sich das Ende der pandemiebedingten Einschränkungen für die Gastronomie und den Tourismus wider. Seit Anfang Oktober dürfen viele Ausländer wieder visumfrei nach Japan einreisen, zugleich subventionierte die Regierung Reisen und Konsum im Inland.

Vermutlich deswegen ging die Steigerung der Maschinenaufträge im Oktober um 5,4% zum Vormonat vor allem auf das Konto des Service-Sektors, der seine Bestellungen um 14% erhöhte. Dennoch kann von Enthusiasmus keine Rede sein, da die Verbraucher „ihr Geld zusammenhalten“, analysiert John Vail vom Vermögensverwalter Nikko AM.

Laut Darren Tay von Capital Economics dürfte die Divergenz zwischen Großindustrie und Dienstleistern, die das dritte Quartal in Folge anhielt, durch die erwartete Rezession 2023 wegfallen. Aus dem gleichen Grund würde das Wachstum der privaten Kapitalausgaben geringer ausfallen als im aktuellen Tan­kan-Bericht angegeben. Danach wollen die Großunternehmen ihre Investitionen im laufenden Geschäftsjahr um 19,2% steigern, so stark wie selten zuvor, aber bereits weniger als vor drei Monaten angekündigt.