Konjunktur

Japans Großindustrie schlechter gelaunt

Der viel beachtete Tankan-Bericht der Notenbank und aktuelle Konjunkturdaten zeichnen ein durchwachsenes Bild von der japanischen Wirtschaft. Positiv überrascht die Investitionsbereitschaft der Firmen.

Japans Großindustrie schlechter gelaunt

mf Tokio

Das Geschäftsklima in Japans Großindustrie hat sich im zweiten Quartal noch einmal verschlechtert. Laut dem Tankan-Bericht der Bank of Japan sank der Stimmungsindex für große Produzenten im Vierteljahr zwischen März und Juni um 5 Punkte auf +9. Der Subindex für die Autoindustrie fiel von −15 auf −19. Dieser Index ist positiv, wenn es unter den befragten 9300 Unternehmen mehr Optimisten als Pessimisten gibt. Japanische Analysten hatten für die Großindus­trie im Schnitt nur ein Minus von 1 Punkt auf +13 vorhergesagt. Auch auf Dreimonatssicht erwarten die Manager laut Tankan keine Aufhellung der Stimmung.

Die Konjunkturdaten bestätigen das durchwachsene Bild: Im Mai verringerte sich der Fabrikausstoß um 7,2% zum Vorjahr, so stark wie seit zwei Jahren nicht. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie fiel von 53,3 im Mai auf saisonal bereinigte 52,7 im Juni. Die Unternehmen verwiesen auf fortgesetzte Lieferengpässe bei Komponenten sowie steigende Kosten. Die Menge der neuen Aufträge verbesserte sich kaum, zugleich lassen sich die höheren Einkaufspreise nicht voll an die Kunden weitergeben. Vor diesem Hintergrund überraschte die hohe Bereitschaft der Unternehmen, ihre Investitionsausgaben in diesem Jahr um 18,6% zu erhöhen. Einen solchen Ausblick im zweiten Quartal hat es in der 46-jährigen Tankan-Geschichte nicht gegeben. Der Konsens lag nur bei 8,9%.

Allerdings ergab die Umfrage der Notenbank auch, dass die Erzeugerpreise auf Rekordhöhe gestiegen sind. Die Wirkung zeigt sich bereits in den jüngsten Preisdaten: Im Großraum Tokio legte die Inflationsrate ohne Energie und frische Lebensmittel im Juni auf 1,0% zu. Gemäß der Tankan-Umfrage erwarten die Unternehmen für 2023 eine Inflationsrate von 2,4%. Die Konsumenten treten schon auf die Bremse. Die Umsätze im Einzelhandel stagnierten im Mai trotz Preiserhöhungen, wenn man die Energieausgaben herausrechnet. Das Verbrauchervertrauen ist im gleichen Monat auf ein 16-Monate-Tief gesunken. Am Arbeitsmarkt ging die Zahl der Beschäftigten um 0,2% zurück, während die Arbeitslosenquote um 0,1 Punkte leicht auf 2,6% zulegte.

Für einen Lichtblick sorgte die verbesserte Laune der Manager in den großen nichtproduzierenden Unternehmen. Dieser Index stieg im Vergleich zum März um 4 Punkte auf +13. Dazu trugen besonders die Unternehmen der Gastronomie und im Tourismus bei. Hier wirkten sich besonders die Aufhebung der coronabedingten Einschränkungen der Geschäftszeiten sowie die vorsichtige Öffnung der Grenzen für ausländische Besucher aus.

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