Teuerungsrate im Juni gestiegen

Japans Inflation stützt zweiten Zinsschritt

Der anhaltende Preisauftrieb würde es der Bank of Japan erlauben, den Leitzins schon Ende Juli erneut zu erhöhen. Doch die Senkungen von Wachstumsprognosen für 2024 mahnen zur Vorsicht.

Japans Inflation stützt zweiten Zinsschritt

Japans Inflation stützt zweiten Zinsschritt

Regierung und IWF senken ihre Wachstumsprognosen für 2024 deutlich

mf Tokio

Die Verbraucherpreise in Japan sind im Juni in der Kernrate um 2,6% zum Vorjahr gestiegen. Die Hauptgründe waren das Auslaufen staatlicher Subventionen für Strom und Gas sowie höhere Hotelpreise. Die Inflation stieg den zweiten Monat in Folge, im Mai lag die Kernrate bei 2,5%. Zugleich war es der 27. Monat, in dem die Inflation höher als die Zielrate der Bank of Japan von 2% war.

Zinserhöhung zu Ende Juli?

Blickt man nur auf die Inflation, ist der Weg für den zweiten Zinsschritt in diesem Jahr frei. Ein Drittel der Japan-Ökonomen rechnet bereits beim nächsten Treffen der Bank of Japan Ende Juli mit einer Anhebung des Leitzinses auf 0,25%. „Wir erwarten, dass die zugrunde liegende Inflation bis Anfang 2025 bei etwa 2% bleiben wird, was die Bank of Japan veranlassen wird, die Zinsen sowohl in diesem Monat als auch im Oktober anzuheben“, sagte Marcel Thieliant, Asien-Ökonom von Capital Economics.

Jedoch dürften gemischte Konjunkturdaten die Notenbank zur Vorsicht mahnen. Die Regierung senkte am Freitag ihre Wachstumsprognose für das laufende Fiskaljahr, das im März 2025 endet, von 1,3% auf 0,9%. Am Dienstag hatte der Internationale Währungsfonds seine Jahresvorhersage für Japan um 0,2 Punkte auf 0,7% gekürzt. Die Exporte legten im Juni zwar um 5,4% den siebten Monat in Folge zum Vorjahr zu, aber im Mai kletterten sie noch um 13,5%.

Reallöhne sinken erneut

Die meisten Sorgen bereitet der private Konsum. Trotz einer Lohnerhöhung um durchschnittlich 5,1% in gewerkschaftlich organisierten Betrieben ab April gingen die Reallöhne im Mai den 26. Monat hintereinander zurück. Auch die Ausgaben der privaten Haushalte sanken im Mai gegenüber dem Vorjahr. „Wir können die Auswirkungen des schwachen Yen und der steigenden Preise auf die Kaufkraft der Haushalte nicht übersehen“, erklärten Mitglieder des Wirtschaftsrats der Regierung. Premier Fumio Kishida und die Bank von Japan müssten den jüngsten Rückgang des Yen genau im Auge behalten. Das Finanzministerium hatte in diesem Monat mehrfach am Devisenmarkt interveniert, um den Yen zu stärken, was die Importe verbilligt und die Konsumenten entlastet.

Konkurse von Zombie-Firmen

Unterdessen kosteten die Teuerung, das Ende des Negativzinses und der Druck, die Löhne kräftig zu erhöhen, viele sogenannte Zombie-Firmen die Existenz. Zwischen Januar und Juni gingen fast 5.000 Unternehmen in Konkurs, die höchste Zahl in einem Halbjahr seit einem Jahrzehnt. Rund 251.000 Firmen waren im Vorjahr „Zombies" − das heißt, ihre Gewinne reichten nicht einmal aus, um die Zinsen auf ihre Kredite zu zahlen.

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