Konjunktur

Japans Wirtschaft legt den Rückwärtsgang ein

Die zweitgrößte Volkswirtschaft in Asien enttäuscht im dritten Quartal mit einem unerwartet deutlichen Konjunktureinbruch. Das Auf und Ab zeigt, dass ein Wachstumsmotor fehlt.

Japans Wirtschaft legt den Rückwärtsgang ein

Japans Wirtschaft legt
den Rückwärtsgang ein

Konsumenten und Unternehmen halten sich zurück

mf Tokio

Nach zwei Aufwärtsquartalen ist Japans Wirtschaftsleistung über den Sommer wieder gefallen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging zwischen Juli und September um 0,5% zum Vorquartal zurück. Annualisiert schrumpfte das BIP um 2,1%. Das war dreimal stärker als von Ökonomen vorhergesagt. Dabei hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) für Japan ein Wachstum von 2% im Gesamtjahr prognostiziert. Nach der Veröffentlichung der Daten wertete der Yen weiter ab.

Der BIP-Einbruch dürfte die Regierung und die Notenbank in ihren Stützungsmaßnahmen für die Konjunktur bestärken. Die Bank of Japan steigt bisher nur in kleinen und vorsichtigen Schritten aus ihrer ultralockeren Geldpolitik aus, Gouverneur Kazuo Ueda nannte die Aufgabe eine "ernsthafte Herausforderung".

Währenddessen schnürte die Regierung von Fumio Kishida gerade ein neues Konjunkturpaket von diesmal 17 Bill. Yen (105 Mrd. Euro). Neben einer kleinen Steuerrückzahlung enthält das Paket einen Inflationsausgleich für die hohen Kraftstoffpreise sowie Subventionen von 2 Bill. Yen (12,3 Mrd. Euro) für den Ausbau der einheimischen Halbleiterindustrie.

Das BIP kontrahierte wohl stärker als erwartet, weil die anhaltende Inflation sowohl den Konsumenten als auch den Unternehmen zu schaffen macht. Es fehlt an einem eindeutigen Wachstumsmotor. Der Privatkonsum lag um 0,1% unter dem Vorquartal und enttäuschte damit die Erwartung vieler Analysten, dass der erste Sommer ohne Covid-Restriktionen die Ausgaben erhöhen würde.

Lohnverlust als Kaufbremse

Die erhöhten Preise – vor allem für Lebensmittel – verdarben jedoch vielen die Kauflaune. Denn die Reallöhne sanken im September um 2,4% gegenüber Vorjahr. Trotz der nominal stärksten Lohnerhöhungen seit drei Jahrzehnten geht die Kaufkraft der japanischen Verbraucher damit bereits seit 18 Monaten in Folge zurück.

Die Unternehmen verringerten ihre Kapitalausgaben um 0,6%. Schon zwischen April und Juni hatten sie 1,0% weniger investiert. Die Firmen müssten wegen des Arbeitskräftemangels eigentlich mehr automatisieren, aber die hohen Importpreise durch den schwachen Yen und die unsichere Konjunktur in China lassen sie zögern.

Die Exporte wuchsen zwar um 0,5% zum Vorquartal, aber die Importe stiegen um 1,0%. Der Außenhandel drückte daher die BIP-Rate um 0,1 Punkte. Außerdem bremste der Abbau der Lagerbestände der Unternehmen das Wachstum.

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