Wachstum

Japans Wirtschaft schrumpft überraschend

Japans Wirtschaft ist im Sommer-Quartal überraschend geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) brach erstmals seit einem Jahr annualisiert um 1,2% ein. Volkswirte hatten dagegen mit einem Wachstum von 1,1% gerechnet.

Japans Wirtschaft schrumpft überraschend

Japans Wirtschaft hat im Sommer erstmals seit einem Jahr den Rückwärtsgang eingelegt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte überraschend aufs Jahr hochgerechnet um 1,2%, wie aus vorläufigen Regierungsdaten vom Dienstag hervorgeht. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit einem Zuwachs von 1,1% gerechnet. Allerdings wurde das Wachstum für das zweite Quartal deutlich auf 4,6% nach oben revidiert. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt nach den USA und China muss steigende Importkosten wegstecken, die zum Teil auf den Kursverfall des Yen zurückzuführen sind.

Dieser ist auch eine Folge der ultra-lockeren Geldpolitik der Notenbank. Der Chef der Bank of Japan (BoJ), Haruhiko Kuroda, signalisierte jüngst, dennoch am Niedrigzins festhalten zu wollen. Er will damit die noch immer unter den Nachwehen der Corona-Krise leidende Binnenwirtschaft stützen. „Die konjunkturelle Abschwächung weltweit hat zum einen die japanischen Ausfuhren negativ tangiert. Noch gravierender als angenommen wirkten sich aber die gestiegenen Rohstoffpreise auf die Einfuhren der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt aus“, so Ökonom Matthias Krieger von der Landesbank Baden-Württemberg.

Silberstreif zum Jahresende?

Er verwies darauf, dass Japan nahezu seine gesamten Energierohstoffe importieren muss. Und das habe angesichts der massiven Preisanstiege gerade in diesem Sektor zu einer kräftigen Erhöhung der Importe in nominaler Rechnung geführt. Der private Verbrauch, der mehr als die Hälfte der Wirtschaft des Fernostlandes ausmacht, wuchs im Sommer um 0,3% und verlangsamte sich gegenüber dem Anstieg von 1,2% im vorangegangenen Quartal deutlich. Reuters-Analysten hatten mit einem Wachstum von 0,2% gerechnet.

Die Regierung von Ministerpräsident Fumio Kishida sieht im Haushalt zusätzliche Ausgaben in Höhe von 29 Bill. Yen (194 Mrd. Euro) vor, um die Auswirkungen der kostentreibenden Inflation abzumildern.

Laut John Vail, Chief Global Strategist bei Nikko Asset Management, zeichnet sich zum Jahresende konjunkturell ein Silberstreif am Horizont ab. Das BIP-Wachstum dürfte seiner Prognose zufolge im laufenden Quartal deutlich über einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von fünf Prozent liegen: „Die realen Konsumausgaben haben endlich das Niveau von vor Corona erreicht. Hier sollte das vierte Quartal aufgrund von Wiedereröffnungen, insbesondere im Tourismus, einen starken Anstieg bescheren.“ Die Nettoexporte dürften sich seiner Einschätzung zufolge wegen der starken Auto-Ausfuhren ebenfalls verbessern, während sich das Importwachstum verlangsamen dürfte.