US-Arbeitsmarkt

Jobmarkt in starker Verfassung

Der Aufschwung am US-Arbeitsmarkt hat sich im Mai fortgesetzt. Der Beschäftigungsaufbau übertraf die Markterwartungen, und die Arbeitslosenquote lag den dritten Monat in Folge bei 3,6%. Ökonomen befürchten aber, dass steigende Löhne die Inflation befeuern. könnten.

Jobmarkt in starker Verfassung

det Washington

Der US-Arbeitsmarkt hat im Mai fast wieder das Vorkrisenniveau erreicht. In einigen Branchen ist der Stand vor dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie sogar überschritten. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums am Freitag berichtete, lag die Arbeitslosenquote den dritten Monat in Folge bei 3,6%. Die neu geschaffenen Stellen übertrafen ohne Berücksichtigung des Agrarsektors mit 390000 die Markterwartungen. Ökonomen hatten ein Plus von etwa 325000 vorausgesagt.

Bei Fachdienstleistern, in der Transport- und Bauwirtschaft sowie in einigen anderen Branchen sind mittlerweile sogar mehr Menschen beschäftigt als im Februar 2020, dem letzten Monat vor dem Ausbruch der Pandemie. Zwar hatten Bankvolkswirte einen Rückgang der Arbeitslosenquote auf 3,5% prognostiziert, was exakt dem Vorkrisenniveau entsprochen hätte. Gleichwohl wird der Bericht insgesamt als weiter positives Zeichen für die Entwicklung am Arbeitsmarkt angesehen. „Wir sehen weiter Zeichen eines gesunden Arbeitsmarkts, der Sorgen um einen möglichen Konjunktureinbruch problemlos verkraftet hat“, sagte Daniel Zhao, Ökonom bei dem Arbeitsmarktdienstleister Glassdoor.com.

Gastgewerbe legt zu

Angeführt wurde der Beschäftigungsaufbau von dem Gast- und Freizeitgewerbe sowie Fachdienstleistern mit Zunahmen um jeweils 84000 und 75000. Solide Zuwächse wurden auch im Transportwesen, in der Bauwirtschaft und dem Gesundheitssektor erfasst. Im verarbeitenden Gewerbe ermittelte das BLS einen Anstieg um nur 18000 Jobs, während im Einzelhandel 61000 Stellen gestrichen wurden. Kaum verändert blieben die Zahl der Arbeitslosen, die im Mai bei 6 Millionen lag, und die Partizipationsrate, die 62,3% betrug.

Bei der US-Notenbank wird insbesondere die Entwicklung der Stundenlöhne Beachtung finden. Diese stiegen gegenüber April um 0,3% und im Vorjahresvergleich um 5,2%. Im April waren die Löhne um 5,5% geklettert. Nach Ansicht von Andreas Busch, Ökonom bei Bantleon, „handelt es sich aber nur um ein Luftholen“, und der Aufwärtsdruck auf die Löhne werde wieder zunehmen.

Lohn-Preis-Spirale möglich

Wie Christoph Balz, Ökonom bei der Commerzbank, sagt, „besteht wegen der unverändert hohen Nachfrage nach Arbeitskräften weiterhin die Gefahr eine Lohn-Preis-Spirale“. Um einer solchen Gefahr entgegenzuwirken, wird erwartet, dass die Fed übernächste Woche ihre Serie von Zinserhöhungen fortsetzen und den Tagesgeldsatz erneut um 50 Basispunkte hochschrauben wird. Als positiv hob Balz insbesondere die Tatsache hervor, dass die Stärke am Arbeitsmarkt nach dem Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal nun wieder auf Wachstum hindeutet.

Der Bericht stellt vor dem Hintergrund der eingetrübten Konjunkturaussichten nach Ansicht von Experten einen wichtigen Lichtblick dar. Viele Ökonomen rechnen im Verlaufe der kommenden 12 bis 18 Monate mit einer Rezession. Jamie Dimon, CEO von J.P. Morgan Chase, warnte kürzlich sogar vor einem „ökonomischen Hurrikan“. Unklar sei lediglich, ob es sich „um einen kleinen oder einen Supersturm handeln wird“, so Dimon. Der robuste Arbeitsmarkt lieferte nach Ansicht von Je­rome Powell eines der deutlichsten Zeichen dafür, dass „die Wirtschaft stark ist und eine verschärfte Geldpolitik verkraften kann“.

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