Großbritannien

Johnson hält sich in Pandemie alle Optionen offen

Die britische Regierung will nichts ausschließen, sollte das Gesundheitssystem erneut unter steigenden Neuinfektionen ächzen. Die Beschäftigung erreicht Vor-Corona-Niveau.

Johnson hält sich in Pandemie alle Optionen offen

hip London

Der britische Premierminister Boris Johnson will sich für den Winter alle Optionen offenhalten, was den Umgang mit der Pandemie angeht. Bei einer Pressekonferenz mit seinen wichtigsten wissenschaftlichen Beratern stellte er „Plan A“, dem Fortbestand der bestehenden Lockerungen der Kontaktbeschränkungen, einen „Plan B“ gegenüber. Dieser soll greifen, wenn das marode öffentliche Gesundheitswesen NHS unter steigenden Infektionszahlen zusammenzubrechen droht.

In Plan B ist die Rückkehr der Büroangestellten ins Homeoffice ebenso vorgesehen wie die Maskenpflicht. Ab der kommenden Woche sollen Über-50-Jährige, die bereits zwei Dosen bekommen haben, Auffrischungsimpfungen erhalten. Kindern zwischen zwölf und 15 Jahren soll eine Dosis von Pfizer/Biontech angeboten werden. Die Impfkommission JCVI wollte das nicht befürworten, die Chefmediziner der vier Nationen dagegen schon. Die Regierung dürfe nichts unversucht lassen, um einen erneuten Lockdown zu vermeiden, sagte Matthew Fell, Chief Policy Director beim Unternehmensverband CBI. Sie müsse sicherstellen, dass die Menschen über die nötige Zuversicht verfügen, um mit dem Virus zu leben.

Wie das Statistikamt ONS unterdessen mitteilte, ging die Arbeitslosigkeit von 4,7 % im Juni auf 4,6 % im Juli zurück. Das Lohnwachstum entschleunigte sich in den drei Monaten per Ende Juli auf 8,3 %, nachdem es in den drei Monaten per Ende Juni noch bei 8,8 % gelegen hatte. Sowohl die Arbeitslosenquote als auch die Lohnentwicklung werden durch das Coronavirus Job Retention Scheme (CJRS) der Regierung – eine großzügige Variante der Kurzarbeit – verzerrt. Ende Juli waren noch 1,6 Millionen Menschen dafür angemeldet.

Aussagekräftiger als die offizielle Statistik sind die Daten zu den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen der Steuerbehörde HMRC. Demnach hat die Zahl der Beschäftigten allein im August um 241000 zugenommen. Die Beschäftigung lag damit etwas über dem vor der Pandemie erreichten Niveau. In den drei Monaten per Ende August waren mehr als eine Million Stellen ausgeschrieben. Gesucht wurden vor allem Fahrer, Lagerarbeiter und Mitarbeiter für das Hotel- und Gastgewerbe. Die Branchen mit dem höchsten Kurzarbeiteranteil sind jedoch Luftfahrt, Touristik sowie Kreativberufe. Ob dort viele bereit sind, in andere Branchen zu wechseln, wenn das CJRS Ende September ausläuft, muss sich zeigen.

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