Kein weiterer coronabedingter Anstieg der Arbeitslosigkeit
ast Frankfurt – Die deutsche Wirtschaft erholt sich langsam vom Corona-Schock. Lockerungen und staatliche Maßnahmen zeigen Wirkung. Insbesondere die Binnenwirtschaft zieht an. Das wirkt sich positiv auf die aktuellen Zahlen zum Arbeitsmarkt aus, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag veröffentlicht hat. Demnach ist die Zahl der Arbeitslosen von Juni auf Juli zu Beginn der Sommerpause nur im üblichen Umfang gestiegen. 2,91 Millionen Menschen waren im Juli arbeitslos gemeldet und damit 57 000 mehr als im Vormonat. Bereinigt um saisonale Einflüsse hat sich die Arbeitslosigkeit sogar um 18 000 verringert. Demnach gab es im Juli keine durch die Corona-Pandemie verursachten zusätzlichen Belastungen auf dem Arbeitsmarkt.Der Blick auf das Vorjahr zeigt jedoch, dass die Coronafolgen noch länger spürbar sein werden. Gegenüber Juli 2019 hat sich die Arbeitslosenzahl um 635 000 erhöht. Die Arbeitslosenquote stieg auf 6,3 % und liegt damit um 1,3 Prozentpunkte höher als im Vorjahresmonat. Der durch Corona bedingte Anstieg der Arbeitslosigkeit ist etwa zur Hälfte durch Jobverluste bedingt. Gerade im April und Mai meldeten sich viele Erwerbsfähige neu arbeitslos, weil sie in der Krise ihren Job verloren. Gleichzeitig gelingt es in der angespannten Lage weniger Arbeitslosen, eine neue Stelle zu finden. Das spiegelt sich auch in der Zahl neuer Stellen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften blieb schwach, erholte sich aber etwas im Vergleich zu April und Mai. Seit April wurden nur 425 000 Stellen neu gemeldet, das sind 40 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Kurzarbeit geht zurück”Der Arbeitsmarkt steht wegen der Corona-Pandemie nach wie vor unter Druck”, sagte Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen der BA, bei der Präsentation der Zahlen. “Der massive Einsatz von Kurzarbeit hat stärkere Anstiege der Arbeitslosigkeit und Beschäftigungsverluste verhindert.” 6,7 Millionen Arbeitnehmer erhielten im Mai konjunkturelles Kurzarbeitergeld – ein Rekordwert. Nach den neuesten Daten wurde im Juli für 190 000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Diese Zahl ist allerdings vorläufig und kann nur als Frühindikator für die künftige Inanspruchnahme von Kurzarbeit interpretiert werden.Das Ifo-Institut veröffentlichte gestern neue Zahlen zur Kurzarbeit. 42 % der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen fuhren im Juli Kurzarbeit. Im Mai waren es noch 53 % gewesen. Branchenabhängig liegt der Prozentsatz jedoch deutlich höher. So arbeiteten im Juli noch 80,8 % der Metallbetriebe in Kurzarbeit. Auch die Reisebüros und -veranstalter sind mit 89,2 % weiterhin stark betroffen.Arbeitsmarktexperten kritisieren die Fortzahlung des Kurzarbeitergeldes. Es verzögere die Entlassungen nur. Von einer Überwindung der Krise könne erst die Rede sein, “wenn die Millionen Kurzarbeiter wieder zu ihrer normalen Arbeitszeit zurückkehren”, kommentierte Holger Schäfer, Arbeitsmarktexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW), die Zahlen der BA. Zwar seien durch die Kurzarbeit viele Arbeitsplätze zumindest vorläufig gerettet worden. Für eine Überwindung der Krise komme es aber auf die Neueinstellungen an. “Noch ist vielen Betrieben das Risiko zu hoch”, so Schäfer. Ökonomen warnen, dass die Zahlen die Situation besser aussehen lassen, als sie ist. Denn bis Ende September gilt noch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht. Wird diese nicht verlängert, droht vielen Unternehmen die Pleite – und ihren Arbeitnehmern der Jobverlust. Mehr Arbeitslose in EurolandDas Statistikamt Eurostat veröffentlichte am Donnerstag die Euroland-Arbeitslosenzahlen für Juni. Die Arbeitslosenquote ist demnach um 0,1 Punkte auf 7,8 % geklettert und fiel höher aus als erwartet. Zudem korrigierten die Statistiker die Quote für den Mai von 7,4 % auf 7,7 %. Noch im März hatte die Quote mit 7,1 % einen Tiefststand erreicht, der allerdings in der Coronakrise keinen Bestand hatte.