Auftragseingänge der Industrie

Kleiner Lichtblick für die deutsche Konjunktur

Nach einer Reihe von enttäuschenden Indikatoren für die deutsche Konjunktur fällt der Auftragseingang für die Industrie deutlich besser aus als erwartet. Der Blick auf die Details zeigt aber auch enttäuschende Zahlen.

Kleiner Lichtblick für die deutsche Konjunktur

Kleiner Lichtblick für die deutsche Konjunktur

Großaufträge geben Industrie Auftrieb – Deutlich mehr Bestellungen als erwartet

mpi Frankfurt

Nach einer Reihe von enttäuschenden Indikatoren für die deutsche Konjunktur fällt der Auftragseingang für die Industrie deutlich besser aus als erwartet. Allerdings zeigen sich deutliche Unterschiede je nach Branche. Zudem kommen aus dem Inland keine Wachstumsimpulse. Ökonomen rechnen im laufenden Quartal daher maximal mit einem schwachen Wirtschaftswachstum.

Die deutsche Industrie erhält im Juli deutlich mehr Aufträge als erwartet. Gegenüber dem Vormonat legten die Bestellungen saison- und kalenderbereinigt um 2,9% zu, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mitteilte. Ökonomen hatten dagegen mit einem Rückgang um 1,7% gerechnet. Auch im Vergleich zu Juli 2023 gab es nicht den erwarteten Einbruch. Stattdessen wuchs der Auftragseingang kalenderbereinigt um 3,7% an.

„Nach den enttäuschenden Daten der vergangenen Wochen, sind die Auftragseingänge seit langem einmal ein konjunkturelles Highlight“, sagt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Unternehmensbefragungen wie das Ifo-Geschäftsklima oder der Einkaufsmanagerindex (PMI) zeichneten zuletzt das Bild, dass die deutschen Unternehmen mit ihren Geschäften unzufrieden sind. Die überraschend positiv ausgefallenen Auftragseingänge sind insofern ein Lichtblick für die angeschlagene deutsche Konjunktur.

Sonstiger Fahrzeugbau floriert

Zumal Destatis auch die Zahlen für Juni nach oben revidierte. Statt um 3,9% hatten die Bestellungen im Monatsvergleich um 4,6% zugelegt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat steht jedoch mit 11,2% weiterhin ein starker Einbruch zu Buche. Deutlich erfreulich ist der Blick auf den weniger volatilen Drei-Monats-Vergleich. Von Mai 2024 bis Juli 2024 ist der Auftragseingang um 1,7% gewachsen.

Das Wachstum der Bestellungen im Juli geht allerdings ausschließlich auf das Konto von Großaufträgen. Rechnet man diese hinaus, ist der Auftragseingang nämlich um 0,4% gesunken. Wachstumstreiber war der sonstige Fahrzeugbau (Flugzeuge, Schiffe, Züge, Militärfahrzeuge). Hier lagen die Neuaufträge aufgrund mehrerer Großaufträge um 86.5% höher als im Vormonat. Auch für die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen gab es mehr Bestellungen.

Keine Impulse aus dem Inland

Im für die deutsche Wirtschaft wichtigen Maschinenbau laufen die Geschäfte dagegen schlecht. Hier gab es im Juli einen Rückgang der Bestellungen um 6,1%. Auch ein Blick auf den Standort der Käufer zeichnet ein Bild mit Licht und Schatten. Die Neuaufträge aus der Eurozone legten um 5,9% zu, von außerhalb der Währungsgemeinschaft um 4,6%. Die Inlandsaufträge stagnierten dagegen. Das verdeutlicht einmal mehr, dass sich Unternehmen hierzulande derzeit aufgrund der schwachen Konjunktur, Standortsorgen und politischer Unsicherheit mit Investitionen zurückhalten.

Im zweiten Quartal waren die Ausrüstungsinvestitionen, damit sind vor allem Maschinen, Geräte und Fahrzeuge gemeint, im Vergleich zum Vorquartal saison- und kalenderbereinigt um 4,1% gesunken. Das ist nicht nur für die konjunkturelle Entwicklung schlecht. Fehlende Investitionen schwächen auch langfristig die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.

Industrieproduktion dürfte sinken

Dennoch ist es für die deutsche Konjunktur ein gutes Zeichen, dass sich die Auftragseingänge stabilisiert haben. „Von einer nachhaltigen Wende bei den Aufträgen zum Besseren kann man deshalb noch nicht sprechen“, meint Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Er verweist auf die schwachen Stimmungsindikatoren wie PMI. „Die Produktion dürfte im dritten Quartal eher noch einmal zurückgehen und damit dazu beitragen, dass die deutsche Wirtschaft erneut kaum zulegen dürfte.“ Andere Ökonomen gehen sogar davon aus, dass die Wirtschaft schrumpft.

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