Bank of England

Kapitulation der Falken

Die Falken haben kapituliert. Im geldpolitischen Komitee der Bank of England stimmte keiner mehr für Zinserhöhungen. Das weckt Hoffnungen auf eine baldige Lockerung der restriktiven Geldpolitik.

Kapitulation der Falken

Falken bei der Bank of England geben auf

Keine Stimmen mehr für Zinserhöhungen im geldpolitischen Komitee, nur Swati Dhingra für Zinssenkung

hip London

Die Bank of England hat sich mit ihrer jüngsten Zinsentscheidung weiter auf eine Lockerung ihrer restriktiven Geldpolitik zubewegt. Wie dem Protokoll der jüngsten Sitzung des neunköpfigen geldpolitischen Komitees (Monetary Policy Committee, MPC) zu entnehmen ist, forderten die beiden „Falken“ Catherine Mann und Jonathan Haskel diesmal keine weitere Zinserhöhung, sondern schlossen sich der Mehrheit an. Mit 8:1 wurde beschlossen, den Leitzins bei 5,25% zu belassen. Swati Dhingra votierte erneut für eine Senkung um 25 Basispunkte.

Wir sind noch nicht an dem Punkt, an dem wir die Zinsen senken können, aber die Dinge bewegen sich in die richtige Richtung.

Andrew Bailey, Gouverneur der Bank of England

Bailey dämpft Erwartungen

Für Jessica Hinds, Director bei Fitch Ratings, waren es die jüngsten Inflations- und Arbeitsmarktdaten, die zur Kapitulation der verbliebenen Falken geführt haben. Die Teuerungsrate ging im Februar deutlich zurück. Das Lohnwachstum hat sich in den drei Monaten per Ende Januar weiter abgekühlt. Aber Gouverneur Andrew Bailey hat signalisiert, dass die Notenbank noch nicht kurz vor Zinssenkungen steht“, sagte Hinds. Das Protokoll zeige zudem, dass es zwischen den acht MPC-Mitgliedern, die für den Status Quo stimmten, stark voneinander abweichende Meinungen dazu gibt, wie hartnäckig die Inflation ist.

Grundlagen für eine Lockerung

„Wir sind noch nicht an dem Punkt, an dem wir die Zinsen senken können, aber die Dinge bewegen sich in die richtige Richtung“, hatte Bailey gesagt. Im Protokoll deutet die Notenbank an, wie sie im Falle einer Lockerung argumentieren wird: „Das Komitee erkennt an, dass die Haltung der Geldpolitik restriktiv bleiben könnte, selbst wenn der Leitzins gesenkt werden sollte, weil damit von einem bereits restriktiven Niveau begonnen würde“, heißt es dort. Das Komitee werde „den Grad der Restriktivität der Geldpolitik weiterhin bei jeder Sitzung überdenken“.

Inflation noch nicht besiegt

„Es ist immer noch zu früh, um definitiv den Sieg über die Inflation zu verkünden“, sagte Henry Cook, Volkswirt bei der japanischen MUFG Bank. Aus geldpolitischer Sicht sei das Lohnwachstum viel zu hoch. Die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns um ein Zehntel im April werde es noch weiter anfeuern. Zudem greifen zum Beginn des neuen Finanzjahres Preiserhöhungen für viele Mobilfunk- und Breitbandverträge. Das dürfte die Inflation bei Dienstleistungen antreiben.

Quantitative Tightening

Am Freitag will die Notenbank den Zeitplan für ihre Verkäufe von Anleihen im laufenden Quartal bekannt geben. Zuletzt belief sich das seit der Finanzkrise zur Ankurbelung der Konjunktur zusammengekaufte Bondportfolio auf 729,9 Mrd. Pfund. Davon sind 729,8 Mrd. Pfund Staatsanleihen (Gilts) und 0,1 Mrd. Pfund Unternehmensanleihen. Das „Quantitative Tightening“ ist mit erheblichen Verlusten für die Notenbank verbunden, die bei ihren Verkäufen nicht mehr die Preise erzielen kann, zu denen sie die Papiere erworben hatte.

Erhebliche Kosten für die Notenbank

Die Haushaltshüter des Office for Budget Responsibility (OBR) setzen die Kosten rund um die Asset Purchase Facility der Bank of England für das Fiskaljahr 2024/25 mit 35 Mrd. Pfund an. Der Volkswirt Sanjay Raja von der Deutschen Bank liegt mit seiner Schätzung von 32 Mrd. Pfund etwas niedriger.

„Sollte die Bank of England mit einem aggressiven Verkaufsprogramm (von im Schnitt rund 12 Mrd. Pfund pro Quartal) weitermachen, erwartet das OBR, dass das Schatzamt über die kommenden fünf Jahre hinweg etwas weniger als 122 Mrd. Pfund an die Notenbank überweisen muss“, schrieb er in einer Studie. Dann beliefen sich die Kosten der APF bis zum zweiten Quartal 2029 auf insgesamt 171 Mrd. Pfund.

Höhere öffentliche Neuverschuldung

Unterdessen veröffentlichte das Statistikamt ONS Daten zur öffentlichen Neuverschuldung. Sie lag im Februar bei 8,4 Mrd. Pfund. Volkswirte hatten im Schnitt lediglich mit 6,0 Mrd. Pfund gerechnet. Der vom Finanzdatenanbieter S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex für die Dienstleistungsbranche ging im März von 53,8 auf 53,4 Zähler zurück. Werte über 50 deuten auf eine wirtschaftliche Expansion hin. Der Index für das verarbeitende Gewerbe stieg dagegen von 47,5 auf 49,9 Zähler. Analysten hatten nur 47,8 angesetzt.

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