IMK-Studie

Konsum stützt Konjunktur im Energie­preis­schock etwas

Während der Corona-Pandemie haben die Deutschen kräftig gespart. Das zusätzliche Geld könnten sie jetzt ausgeben und so die wegen der hohen Energiepreise schwächelnde Konjunktur stützen – zumindest ein wenig.

Konsum stützt Konjunktur im Energie­preis­schock etwas

ast Frankfurt

Die Ersparnisse, die die privaten Haushalte aufgrund mangelnder Ausgabemöglichkeiten während der Coronavirus-Pandemie angehäuft haben, könnten in den kommenden Monaten die Konjunktur zumindest etwas stützen. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung hervor. Die Düsseldorfer Forscher schätzen die zusätzlichen Ersparnisse auf 194 Mrd. Euro. Etwa 40 Mrd. Euro davon könnten in den Konsum fließen, schreiben die IMK-Autoren Jan Behringer und Sebastian Dullien. Diese Summe entspricht immerhin etwas mehr als 1% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und könnte Konsum und Konjunktur angesichts aktueller und absehbarer Energiepreisschocks stützen.

Mehrheit ohne Polster

Allerdings sind die Rücklagen sehr ungleich verteilt. Etwa 88 Mrd. Euro entfallen den IMK-Berechnungen zufolge auf sehr reiche Haushalte, Selbständige, Einzelunternehmer oder private Organisationen ohne Erwerbszweck. Damit reduziert sich die Summe der zusätzlichen Ersparnisse auf 106 Mrd. Euro. Zudem ergab eine Umfrage des Instituts für den Zeitraum zwischen März 2020 und Mai 2021, dass nur eine Minderheit der Haushalte (22%) während der Pandemie am Monatsende mehr Geld übrig hatte als in den Vorjahren. Knapp 25% sagten dagegen, sie hätten am Monatsende weniger Geld übrig. In den anderen Haushalten hatte sich wenig geändert.

Die finanzielle Ausgangslage für zusätzlichen Konsum unterscheidet sich daher deutlich. Die Bereitschaft, in den kommenden Monaten Geld auszugeben, ist hingegen recht ähnlich: Durchschnittlich wollen Befragte mit Extra-Ersparnissen rund ein Drittel davon innerhalb des nächsten Jahres ausgeben – unabhängig von der Einkommensklasse.

Daraus ergäbe sich ein gesamtwirtschaftlich „durchaus relevanter Impuls“, schreiben Behringer und Dullien und verweisen auf die geschätzten 40 Mrd. Euro an zusätzlichem Privatkonsum. Da der Konsum derzeit jedoch unter den gestiegenen Energiepreisen leidet, dürften die Corona-Ersparnisse den gegenläufigen Effekt derzeit wohl lediglich „teilweise abfedern“. Auch die rekordhohe Inflationsrate könnte dazu führen, dass die tatsächliche Konsumneigung etwas geringer ausfällt als erhofft.

Inflation und Energiepreishausse erweisen sich zudem gerade bei Haushalten mit einem Nettoeinkommen unter 2000 Euro im Monat als Konsumbremse. In den unteren Einkommensgruppen schlagen die hohen Energiepreise besonders stark zu Buche: Hier wird ohnehin ein großer Teil des Einkommens für Energie ausgegeben. Es ist demnach kein Puffer vorhanden, um den Energiepreisschock zu mildern.

Die Forscher empfehlen daher politische Initiativen, um die Zusatzbelastung durch drastisch erhöhte Energiepreise zu mildern. Neben Transferzahlungen für besonders betroffene Haushalte, solche mit geringen Einkommen und Familien, wie im ersten und im neuen zweiten Entlastungspaket der Bundesregierung enthalten, empfiehlt das IMK etwa auch einen Preisdeckel für einen Grundverbrauch beim Erdgas. Eine solche teilweise Übernahme der Gaspreiskosten durch den Staat hatten IMK-Forscher bereits Mitte Februar vorgeschlagen – im Entlastungspaket ist sie aber nicht enthalten.

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