EZB-Wirtschaftsbericht

Konsumausgaben steigen wegen schwacher Verbraucherlaune nur moderat

Verbrauchervertrauen und Privatkonsum hängen eng zusammen − vor allem in konjunkturellen Abschwungphasen. Eine EZB-Analyse gibt Hoffnung.

Konsumausgaben steigen wegen schwacher Verbraucherlaune nur moderat

Schlechte Verbraucherlaune
bremst Konsumausgaben

EZB-Wirtschaftsbericht analysiert den Zusammenhang

ba Frankfurt

Die Konsumenten im Euroraum haben sich zwar vom Schock nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine etwas erholt, doch das Verbrauchervertrauen hat den Durchschnitt vor der Pandemie noch nicht wieder erreicht. Immerhin hat es sich schrittweise seit September 2022 wieder etwas erholt, als es auf den niedrigsten Stand seit Ausbruch des Ukrainekriegs gefallen war. Wegen des immer noch niedrigen Niveaus dürften die privaten Konsumausgaben, auf denen die Wachstumshoffnungen ruhen, im dritten Quartal aber nur moderat zunehmen, heißt es im aktuellen Wirtschaftsbericht der Europäischen Zentralbank (EZB).

Derzeit werde das Verbrauchervertrauen vor allem von den Erwartungen der privaten Haushalte zur allgemeinen Wirtschaftslage belastet, analysieren die EZB-Experten mit Blick auf den von der EU-Kommission monatlich erhobenen Indikator. Dieser basiert auf vier Fragen zu den Erwartungen der privaten Haushalte bezüglich ihrer finanziellen Situation, der allgemeinen Wirtschaftslage und der Tätigung größerer Anschaffungen in den kommenden zwölf Monaten sowie auf die Einschätzung ihrer finanziellen Situation in den vergangenen zwölf Monaten. Dabei hätten sich die Erwartungen zur allgemeinen Wirtschaftslage seit Mitte 2023 kaum verändert, während die Einschätzung der finanziellen Situation und die Anschaffungsneigung Mitte dieses Jahres sogar wieder Werte erreicht hätte, die geringfügig über dem Durchschnitt vor der Pandemie lagen. „Daher konnte sich das Verbrauchervertrauen kaum weiter verbessern“, lautet das Resümee.

Nachdem das Verbrauchervertrauen von Variablen beeinflusst wird, die auch die privaten Konsumausgaben bestimmen, ergibt sich eine hohe Korrelation. Dazu zählen die tatsächliche und die erwartete Inflation, die nach Kriegsbeginn zunächst das Verbrauchervertrauen gedämpft hatten. Erst danach folgten die zunehmend negativen Effekten wegen höherer Kreditfinanzierungskosten und zugleich sinkender Wohnimmobilienpreise. Künftig dürfte das Barometer wieder steigen − wegen der rückläufigen Inflation, den robusten Jobmärkten und der Erholung der Realeinkommen.

„Dennoch dürften die Auswirkungen der jüngsten geldpolitischen Straffung noch einige Zeit zu spüren sein“, mahnen die Experten. Zudem könnte die erhöhte geopolitische und wirtschaftspolitische Unsicherheit die Erholung des Verbrauchervertrauens beeinträchtigen.

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