Konsumenten halten Stimmungsumschwung nicht auf
Konsumenten halten Stimmungsumschwung nicht auf
Geschäftsklima im Euroraum fällt unerwartet − Geringere Beschäftigungspläne
ba Frankfurt
Die Anzeichen verdichten sich, dass die Erholung im Euroraum langsamer vonstatten geht als erhofft. Im Juni stieg allein die Laune bei den Verbrauchern, auf deren Konsum die Wachstumshoffnungen zu einem großen Teil ruhen. Die Vertrauensindikatoren aller anderen von der monatlichen Umfrage der EU-Kommission erfassten Sektoren gaben hingegen nach. Und auch in Sachen Personalplanung gab es einen Rückschlag. Dies hatten Frühindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex, das European Labour Market Barometer sowie für die größte Euro-Volkswirtschaft Deutschlands das Ifo-Geschäftsklima bereits angedeutet.
Auf Seitwärtskurs
Der Economic Sentiment Indicator (ESI) gab im Juni um 0,2 auf 95,9 Punkte nach, wie die Europäische Kommission am Donnerstag bekannt gab. Ökonomen hatten hingegen einen zweiten Anstieg in Folge erwartet, und zwar auf einen neuen Zählerstand von 96,2. Damit setzt sich die seit Jahresanfang währende Seitwärtsbewegung fort. Die Stimmungseintrübung war dabei breit basiert, allein die Verbraucher stemmten sich dem entgegen. Das Konsumklima kletterte um 0,3 auf −14,0 Punkte und nähert sich damit schrittweise weiter dem langjährigen Mittel von −11,7 Zählern an. Der Einzelhandel konnte davon nicht profitieren und der entsprechende Index unterschreitet nun wieder seinen Durchschnittswert leicht − ebenso wie der Indikator der Dienstleister. In der Industrie bremste die Sicht auf die Auftragslage stärker als die Produktionserwartungen zulegten, so dass der Gesamtindex etwas nachgab. Bergab ging es auch für den zinssensitiven Bausektor.
Personal wird aber gehalten
Der Indikator der Beschäftigungserwartungen (Employment Expectations Indicator, EEI) sank vor allem wegen der deutlich niedrigeren Beschäftigungspläne im Einzelhandel und im Baugewerbe den dritten Monat in Folge, und zwar um 1,6 auf 100,4 Punkte. Er notiert damit − im Gegensatz zum ESI − zumindest noch leicht über seinem langfristigen Durchschnitt. Und auch die Unternehmen, die mit einem geringeren Geschäft rechnen, wollen dennoch am Personal festhalten oder Jobs aufbauen: Der Labour Hoarding Indicator (LHI), der dies für die 27 EU-Mitgliedsländer misst, setzte laut der Brüsseler Behörde im Juni „seine breite Seitwärtsbewegung fort“. Das Barometer gab um 0,4 Punkte auf 10,3 nach und verbleibt gleichfalls über seinem langfristigen Schnitt.
Die Preiserwartungen, die nicht Teil der Indexberechnung sind, haben im Juni im Baugewerbe, und in geringerem Maße bei den Dienstleistern und den Konsumenten zugelegt, wohingegen sie in der Industrie weitgehend stabil blieben. Insgesamt zeigten sich die Befragten auch zuversichtlicher mit Blick auf ihre künftige Geschäftslage, wie der erneute Rückgang des Unsicherheitsindikators (Economic Uncertainty Indicator, EUI) zeigt. Der Index fiel den fünften Monat in Folge, diesmal um 0,5 auf 17,3 Zähler.
Spanien hält Spitzenplatz
Unter den Schwergewichten der gesamten EU behauptete Spanien seinen Spitzenplatz und zeigte zudem eine deutliche Stimmungsverbesserung. Hier kletterte der ESI um 1,1 Punkte. „Besonders auffällig ist, dass die ohnehin schon sehr gute Stimmung bei den spanischen Dienstleistern nochmals stark angestiegen ist“, betonte Christian Melzer von der DekaBank. Auch in den Niederlanden (+0,5) hellte sich die Stimmung weiter auf. Rückgänge gab es hingegen in Frankreich (−0,7) und Italien (−0,6). Deutschland (−0,2) behält die rote Laterne.