US-Häusermarkt

Kräftiger Preisanstieg bei US-Immobilien

Nach einer kurzen Atempause ziehen die US-Häuserpreise wieder kräftig an und nähern sich Jahresraten von 20%. Während Käufer von der nächsten Preisblase sprechen, rechnen die meisten Experten mit einer weichen Landung.

Kräftiger Preisanstieg bei US-Immobilien

det Washington

Der Preisauftrieb am US-Häusermarkt hat sich zum Jahresbeginn wieder deutlich verstärkt. Während mehr als 75% der Käufer der Auffassung sind, dass sich am Immobilienmarkt bereits die nächste Preisblase gebildet hat, wie aus einer Umfrage des Maklerunternehmens redfin.com hervorgeht, geben die meisten Experten Entwarnung und rechnen mit einer weichen Landung.

Wie aus dem S&P-Corelogic-Case-Shiller-Häuserpreisindex hervorgeht, verteuerten sich Eigenheime im Januar auf nationaler Ebene um 1,6% und im Vorjahresvergleich um 19,2%. Für die 20 größten Ballungszentren wurde auf Jahressicht ein Plus von 19,1% ermittelt. Indes meldete die Federal Housing Finance Agency (FHFA) für Januar einen Preisanstieg um 1,6% und eine Jahresrate von 18,2%.

Sämtliche Zahlen lagen oberhalb der Markterwartungen und scheinen den Voraussagen vieler Analysten zu widersprechen, die damit gerechnet hatten, dass sich die leichte Abkühlung der vergangenen Monate fortsetzen würde.

Bau kommt nicht nach

Ökonomen begründen den Aufwärtstrend zum einen mit dem nach wie vor regen Interesse an Eigenheimen ebenso wie dem weiter geringen Angebot. Während der Corona-Pandemie, als die Bedeutung des Homeoffice zunahm und bestehende Eigentümer ebenso wie Erstkäufer mehr Wohnraum suchten, war die Nachfrage deutlich gestiegen. Kontaktbeschränkungen, Störungen in den Lieferketten und steigende Materialkosten bremsten gleichzeitig aber den Bau neuer Immobilien.

Experten hatten hingegen erwartet, dass mit der Öffnung der Wirtschaft und der Auflösung von Lieferengpässen Bauunternehmen ihre Investitionstätigkeit ankurbeln und mehr Eigenheime auf den Markt kommen würden, was aber nicht in entscheidendem Umfang geschehen ist. Im Gegenteil: Wie der Online-Immobilienmarktplatz Zillow berichtet, lag die Zahl der zum Verkauf angebotenen Immobilien im März 2021 um 26% unter dem Vorkrisenniveau. Zwischenzeitlich ist die Zahl nicht gesunken, sondern im März dieses Jahres auf 42% gestiegen.

Während das Angebot weiter schrumpft, hat sich die Nachfrage weiter beschleunigt. Unklar bleibt aber, wie lange sich dieser Trend fortsetzen wird. Wie Craig Lazzara, Managing Director bei S&P Dow Jones Indices, anlässlich des jüngsten Berichts feststellte, „verändert sich die gesamtwirtschaftliche Lage dauernd“. Die geringere Infektionsrate und die Öffnung der Wirtschaft hätten die Inflation weiter angeheizt. „Nun hat die Fed auch begonnen, die Zinsen zu erhöhen, und bald könnten wir sehen, dass dies auf die Preise durchschlägt“, so Lazzara.

Anders schätzt Will Doerner, Ökonom bei der FHFA, die Lage ein. Die Hypothekenzinsen seien schon im Januar gestiegen, bevor die Notenbank die Zügel straffer zog. „Dennoch sind die Finanzierungskosten weiter relativ niedrig geblieben und haben die intensive Nachfrage in keiner Weise gedrückt“, begründet Doerner den Preisanstieg.

Verbraucherlaune sinkt

Der wahrscheinlichste Dämpfer für den Häusermarkt könnte in den kommenden Monaten von Verbrauchern kommen, die an der wirtschaftlichen Erholung zweifeln. So stieg der Index des Verbrauchervertrauens des Conference Board im März zwar von 105,7 auf 107,2 Punkte. Die Zukunftskomponente gab aber als Folge der steigenden Preise und des Kriegs in der Ukraine von 80,8 auf 76,6 Zähler nach. Wie Conference-Board-Ökonomin Lynn Franco feststellt, haben steigende Zinsen bereits die Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern gedämpft. Nicht auszuschließen ist, dass dies auch den Immobiliensektor treffen wird.

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