Konjunktur

Kräftiger Preisauftrieb am US-Häusermarkt

Zweistellige Preissteigerungen bei US-Immobilien dauern an, schrecken aber Käufer nicht ab. Experten rechnen damit, dass sich der Markt 2022 abkühlen wird – nicht zuletzt wegen steigender Zinsen.

Kräftiger Preisauftrieb am US-Häusermarkt

det Washington

Trotz höherer Kreditzinsen und kräftiger Preissteigerungen steht der Häusermarkt in den Vereinigten Staaten weiter unter Dampf. Wie aus dem einschlägigen S&P-Corelogic-Case-Shiller-Preisindex hervorgeht, verteuerten sich Eigenheime auf nationaler Ebene im Oktober aufs Jahr hochgerechnet um 19,1% und in den 20 größten Ballungszentren um 18,4%. Bestätigt wird der Trend durch den amtlichen Index der Federal Housing Finance Agency (FHFA), der um 17,4% zu­legte.

Obwohl die beiden Spätindikatoren nach Ansicht vieler Experten ein Signal dafür lieferten, dass sich der Markt gegen Jahresende abkühlen würde, ist das Gegenteil eingetreten. Die Verkäufe neuer Eigenheime schossen nämlich im November um mehr als 12% hoch, hatte das Handelsministerium kürzlich berichtet. Ökonomen rechnen im kommenden Jahr mit einer Fortsetzung des Aufwärtstrends, der allerdings einiges an Dynamik einbüßen dürfte.

Zu dem Aufschwung während des abgelaufenen Jahres haben mehrere Faktoren, nicht zuletzt die Coronavirus-Pandemie, beigetragen. Wegen der wachsenden Beliebtheit des Homeoffice konnten immer mehr Berufstätige ihren Arbeitsplatz permanent ins Eigenheim verlegen. Folglich stieg die Nachfrage nach größeren Immobilien in den Vororten der Ballungszentren. Eine wichtige Käuferschicht stellten auch Millennials, also junge Erwachsene zwischen Anfang 20 und Mitte 30, dar, die wegen der Engpässe am Arbeitsmarkt von hohen Einstiegsgehältern profitierten. Angesichts der ebenfalls stark gestiegenen Mietpreise zogen sie es vor, in ihre erste Immobilie zu investieren.

Zu einem chronischen Unterangebot trägt auch bei, dass viele Hauseigentümer an ihrer Immobilie festhalten wollen. So begründet auch Lawrence Yun, Chefökonom bei der Maklervereinigung National Association of Realtors (NAR), die Entwicklung gegen Jahresende. „Eigenheime kommen zwar in begrenzter Zahl nach wie vor auf den Markt, aber Käufer stehen bereits Schlange und schnappen sich die Häuser sofort“, stellt Yun fest. Häufig würden sich Interessenten gegenseitig überbieten und die Preise weiter hochtreiben.

Probleme für Erstkäufer

Im kommenden Jahr werden nach Ansicht der Experten auch andere Faktoren ins Gewicht fallen, insbesondere die Erwartung steigender Zinsen. So waren von September bis Oktober die Hypothekenzinsen bereits um 0,3 Prozentpunkte gestiegen. Deutlichere Steigerungen seien 2022 zu erwarten, da sich derzeit drei Leitzinserhöhungen durch die US-Notenbank abzeichnen. „Höhere Zinsen werden insbesondere jüngeren Erstkäufern den Einstieg erschweren“, sagt Danielle Hale, Chefvolkswirtin bei der Online-Maklerfirma Realtor.com.

Entlastet werden könnte der Markt hingegen durch mehr Bauinvestitionen. Laut Hale werden Investitionen in Einfamilienhäuser 2022 um 5% steigen. Diese werden das Angebot erhöhen und könnten somit den Preisauftrieb bremsen. Einig sind die meisten Experten jedenfalls darüber, dass 2022 die größte Herausforderung in der Erschwinglichkeit von Eigenheimen bestehen wird. Die meisten Analysten rechnen mit annualisierten Preissteigerungen, die sich um 3% einpendeln werden. Dies würde im Anschluss an die kontinuierliche, zweistellige Verteuerung während des abgelaufenen Jahres dazu führen, dass viele Interessenten als potenzielle Käufer von vorneherein ausscheiden.