Konjunktur

Kreditvergabe an Firmen büßt an Dynamik ein

Die EZB zielt mit ihren expansiven Maßnahmen vor allem darauf ab, für günstige Finanzierungsbedingungen zu sorgen. Neue Daten schüren nun Sorgen um die Kreditvergabe – just zu einer Zeit, da die EZB über die Zinswende diskutiert.

Kreditvergabe an Firmen büßt an Dynamik ein

ms Frankfurt

Neue Kreditdaten aus dem Euroraum dürften die Diskussion befeuern, inwieweit im Zuge der wirtschaftlichen Abschwächung in­folge des Ukraine-Kriegs und der Verschärfung der Finanzierungsbedingungen auch ein Rückschlag bei der Kreditvergabe droht – was die Konjunkturschwäche dann wiederum verstärken könnte. Das dürfte auch die Europäische Zentralbank (EZB) beschäftigen und Einfluss auf die zunehmenden Diskussionen über eine schnellere Zinswende in der Eurozone haben.

Die EZB zielt mit ihren expansiven Maßnahmen vor allem darauf ab, für günstige Finanzierungsbedingungen zu sorgen und damit die Kreditvergabe anzukurbeln. Mit Blick auf die Investitionstätigkeit stehen dabei vor allem die Ausleihungen an die Unternehmen im Mittelpunkt. Mitte April hatte bereits der vierteljährliche Bank Lending Survey (BLS) der EZB Sorgen um die Kreditvergabe geschürt. Die Banken hatten zu Jahresbeginn die Kreditstandards verschärft und wollen das nach eigener Aussage auch weiterhin tun (vgl. BZ vom 13. April).

Am Freitag nun meldete die EZB, dass die Kreditdynamik bei Ausleihungen an Unternehmen im März abgenommen hat. Demnach reichten die Banken 4,2% mehr Kredite an Firmen aus als ein Jahr zuvor. Im Februar hatte das Plus noch bei 4,5% gelegen nach 4,4% im Januar (siehe Grafik). Ende Februar hatte der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen, der insbesondere für die europäische Wirtschaft als großes Risiko gilt – auch wenn sich die Euro-Wirtschaft zumindest im ersten Quartal noch gut behauptete (siehe Text oben auf dieser Seite).

Mit mehr als 4% ist das Kreditwachstum aber immer noch recht solide. Bei den Privathaushalten zog das Wachstum der Kreditvergabe im Vergleich zum Vormonat sogar leicht an. An Haushalte reichten die Institute im März 4,5% mehr Kredite aus als vor Jahresfrist. Im Februar hatte das Plus noch bei 4,4% gelegen.

Eher positiv ist auch das weiter starke Wachstum der enger gefassten Geldmenge M1 zu werten, die vielen als guter Konjunkturindikator gilt. M1 legte im März um 8,8% zu, nach einem Plus von 9,1% im Februar.

Auch das Wachstum der breit gefassten Geldmenge M3 verlangsamte sich im März etwas. Sie legte laut EZB gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,3% zu. Analysten hatten eine Wachstumsrate von 6,2% er­wartet. Der Februar-Wert wurde dabei nach oben revidiert. Im Vormonat legte die Geldmenge demnach um 6,4% zu, nachdem zuvor ein Wachstum um 6,3% gemeldet worden war. Wenngleich die Geldmenge für die EZB-Geldpolitik nicht mehr die Rolle spielt wie in früheren Jahren, steht sie bei vielen Beobachtern immer noch im Fokus – als Indiz für künftige Inflationsgefahren.

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