Finanzierungen im Euroraum

Kreditvergabe an Haushalte zieht leicht an

Die Kreditvergabe an Haushalte nimmt zu, während sich das Wachstum bei Firmendarlehen verlangsamt. Insgesamt deuten die Zahlen eine leichte Erholung der Euro-Konjunktur an. Für Deutschland sieht es schlechter aus,

Kreditvergabe an Haushalte zieht leicht an

Kreditvergabe an Haushalte zieht im Euroraum leicht an

Langsameres Wachstum bei Firmen – Geldmenge konstant

mpi Frankfurt

Die Banken in der Eurozone reichen mehr Darlehen an Unternehmen und Privathaushalte aus als noch vor einem Jahr. Allerdings verlangsamt sich das Wachstum bei der Kreditvergabe an Firmen. Im Juli legte sie im Jahresvergleich um 0,6% zu, wie aus Daten der EZB vom Mittwoch hervorgeht. Im Vormonat hatte die Rate noch 0,7% betragen. Haushalte erhielten im Juli 0,5% mehr Darlehen, womit sich das Wachstum um 0,2% beschleunigte.

Die weiterhin restriktive Geldpolitik der EZB und die eher trüben Konjunkturaussichten für die Eurozone dämpfen nach wie vor die Kreditvergabe. Im September dürfte die EZB eine Zinssenkung um 25 Basispunkte beschließen. Die Auswirkungen der lockereren Geldpolitik auf die Realwirtschaft zeigen sich aber erst zeitverzögert.

Debatte über Geldmenge

Wie die Europäische Zentralbank ebenfalls am Mittwoch mitteilte, wuchs die Geldmenge M3 im Juli um 2,3%. Da die Notenbank gleichzeitig die Zahl für Juni um 0,1 Prozentpunkte nach oben revidierte, bleibt das Geldmengenwachstum konstant. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen einen Anstieg auf 2,7% erwartet. Zur Geldmenge M3 zählen Bargeld, Einlagen auf Girokonten sowie Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen.

Einigen Ökonomen gilt M3 als guter Frühindikator für die Entwicklung der Inflation, während andere einen kausalen Zusammenhang bestreiten. „Monetärer Inflationsdruck lässt sich nicht ableiten, denn die Zuwachsrate ist noch recht schwach“, kommentiert Ökonom Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen Thüringen (Helaba) die Zahlen.

Die Geldmenge M1 wiederum, zu der nur Bargeld und Sichteinlagen zählen, ist für Volkswirte ein Indikator für die konjunkturelle Entwicklung. Sie schrumpft mit 3,1% im Juli etwas weniger als im Vormonat. Im Juni hatte der Rückgang noch 3,4% betragen. „Insgesamt lassen die Zahlen auf eine leichte Verbesserung der konjunkturellen Dynamik hoffen“, meint Wortberg,

Deutsche Konjunktur im Sinkflug

Für die deutsche Konjunktur erwartet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) keine Verbesserung der Dynamik. Das DIW-Konjunkturbarometer sinkt im August um fast 4 Punkte auf 83,4 Zähler. Es entfernt sich damit immer weiter von der Marke von 100 Punkten, die für das durchschnittliche Wachstum der deutschen Wirtschaft steht. Für das dritte Quartal erwartet das DIW daher höchstes ein schmales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts. Es könne aber auch schrumpfen, womit Deutschland in einer technischen Rezession angekommen wäre. „Die holprige weltwirtschaftliche Entwicklung, insbesondere in China und dem Euroraum, bremst weiterhin die deutsche Exportwirtschaft, was die Unternehmen wiederum mit Investitionen zögern lässt“, erklärt Geraldine Dany-Knedlik, Leiterin des Bereichs Prognose und Konjunkturpolitik im DIW Berlin.


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