Kreditvergabe liefert gemischte Signale für EZB
ms Frankfurt
Die Kreditvergabe an Unternehmen im Euroraum hat im Juli erneut leicht an Schwung verloren. Dagegen legten die Ausleihungen an private Verbraucher, speziell zum Häuserkauf, erneut kräftig zu. Damit liefern die am Donnerstag von der Europäischen Zentralbank (EZB) veröffentlichten Kreditdaten gemischte Signale für den Konjunkturausblick. Unter dem Strich dürften sie die EZB aber darin bestärken, an ihrer sehr expansiven Geldpolitik festzuhalten. Im September steht sie vor einer wegweisenden Sitzung – und wohl vor kontroversen Debatten, wie auch das am Donnerstag veröffentlichte Juli-Protokoll nahelegt.
Die neuen Kreditdaten kommen zu einer Zeit, da immer stärker über die konjunkturellen Aussichten diskutiert wird. Einerseits legen Stimmungsindikatoren nahe, dass die Euro-Wirtschaft aktuell weiter kräftig wächst. Andererseits nehmen die Sorgen wegen der wieder steigenden Corona-Infektionszahlen und den weltweiten Lieferkettenproblemen zu. In dieser Gemengelage tagt der EZB-Rat am 9. September. Dann dürfte es vor allem um die Zukunft des 1,85-Bill.-Euro-Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP gehen.
Die EZB zielt mit ihren beispiellosen Maßnahmen in der Krise insbesondere darauf ab, die Finanzierungsbedingungen günstig und die Kreditvergabe am Laufen zu halten. Im Juli vergaben die Banken an Unternehmen nun 1,7% mehr Kredite als im Jahr zuvor, wie die EZB mitteilte. Im Juni hatte das Plus noch bei 1,8% und in den Vormonaten sogar deutlich höher gelegen (siehe Grafik). Die nachlassende Dynamik liegt zwar auch an Basiseffekten, weil die Unternehmen in der ersten Coronawelle vor einem Jahr sehr viel Geld gebunkert hatten. Trotzdem schürt der Trend Sorgen hinsichtlich der Investitionsbereitschaft.
Dagegen legte die Kreditvergabe für den Häuserkauf im Juli erneut um 5,7% zu – was eher als positives Konjunktursignal gilt. „Das ist ein Zeichen für eine anhaltend starke Aktivität auf dem Wohnungsmarkt, die mit einem weiteren Wachstum der Verbrauchernachfrage in den kommenden Quartalen einhergeht“, sagte auch Bert Colijn, leitender -Volkswirt bei der ING Bank.
Das Wachstum der Geldmengen M3 und M1 gab im Juli erneut nach, allerdings auf hohem Niveau. Das kräftige Wachstum gilt als eher positives Signal für die Wirtschaft, dürfte aber auch Inflationssorgen schüren.
Aus dem am Donnerstag veröffentlichten Protokoll der Juli-Sitzung geht derweil vor allem hervor, dass der EZB-Rat heftig über den neuen Zinsausblick (Forward Guidance) gestritten hat. Mit diesem hatte der Rat die Hürde für Zinserhöhungen noch einmal höher gelegt. Nicht zuletzt Bundesbankpräsident Jens Weidmann hatte nicht zugestimmt.
Bei der September-Sitzung wird nun verbreitet eine Debatte über die Zukunft von PEPP erwartet – auch wenn EZB-Chefvolkswirt Philip Lane die Erwartungen nun in einem Interview etwas herunterschraubte. Die Hardliner („Falken“) im EZB-Rat drängen auf ein möglichst rasches Ende von PEPP, die „Tauben“ dagegen mahnen zur Vorsicht. Lane hatte zuletzt auch bei der Forward Guidance für die Kaufprogramme Neuerungen in Aussicht gestellt.