Geldpolitik

Lagarde hält Tapering-Debatte für verfrüht

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird bei ihrer nächsten Zinssitzung Mitte Juni wohl keine weitreichenderen Be­schlüsse zum zukünftigen geldpolitischen Kurs fassen – etwa zum Auslaufen des Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP. Darauf deuten...

Lagarde hält Tapering-Debatte für verfrüht

ms Frankfurt

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird bei ihrer nächsten Zinssitzung Mitte Juni wohl keine weitreichenderen Be­schlüsse zum zukünftigen geldpolitischen Kurs fassen – etwa zum Auslaufen des Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP. Darauf deuten Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Freitag hin. „Es ist viel zu früh und eigentlich unnötig, über längerfristige Fragen zu diskutieren“, sagte Lagarde am Rande des Treffens der Eurogruppe in Lissabon – als Antwort auf die Frage, ob die wirtschaftliche Erholung Europas die EZB dazu bringen könnte, PEPP zu reduzieren.

Die Sitzung wird bereits jetzt mit Spannung erwartet, weil der EZB-Rat in jedem Fall entscheiden muss, wie es kurzfristig mit den PEPP-Käufen weitergeht. Für das zweite Quartal hatten die Euro-Hüter das Kauftempo vorübergehend erhöht, als Reaktion auf die gestiegenen Anleiherenditen. Nun braucht es eine Entscheidung über das laufende Quartal hinaus. Zugleich hat im Rat aber bereits eine Debatte eingesetzt über ein Auslaufen von PEPP im März 2022. Einige Notenbanker liebäugeln damit, andere warnen. Lagardes Aussagen sprechen nun dafür, dass es in der Frage im Juni noch keine Festlegung geben wird.

Zusätzliche Brisanz hat die Debatte dadurch erhalten, dass die Bank of England unlängst wegen verbesserter Wachstumsaussichten beschlossen hat, bei ihren Anleihekäufen etwas auf die Bremse zu treten – ohne bereits das Gesamtvolumen des Programms zu senken. Zudem denkt auch die US-Notenbank Fed inzwischen laut über ein sogenanntes Tapering ihrer beispiellosen Anleihekäufe nach, wie aus dem jüngsten Sitzungsprotokoll hervorging.

Die Mehrheit im EZB-Rat will davon bislang aber noch nichts wissen. Hintergrund ist zum einen, dass die Euro-Wirtschaft speziell dem US-Pen­dant weiter deutlich hinterhinkt. Zum anderen wollen die Euro-Hüter vermeiden, dass die Renditen weiter anziehen und dass über steigende Finanzierungskosten für die Wirtschaft die Erholung untergraben wird. Bei der Juni-Sitzung gehe es darum, „günstige Finanzierungsbedingen für die Wirtschaft insgesamt und alle Sektoren“ zu sichern, sagte Lagarde nun. Die Euro-Hüter lassen sich dabei auch nicht vom jüngsten Inflationsanstieg beirren, den sie als temporär ansehen. Das untermauerte auch Lagarde nun erneut.