EZB

Lagarde verteidigt PEPP-Kauftempo

Unter den Euro-Notenbankern ist eine Debatte entbrannt, wie schnell die Anleihekäufe im Zuge des Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP künftig gedrosselt werden können. Bei der gestrigen Sitzung fand dazu aber keine Diskussion statt. Eine Entscheidung steht nun bei der Zinssitzung im Juni an.

Lagarde verteidigt PEPP-Kauftempo

ms Frankfurt

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat das aktuelle Kauftempo beim Corona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP verteidigt und Kritik zurückgewiesen, die Europäische Zentralbank (EZB) komme der Ankündigung einer deutlichen Erhöhung des Tempos nicht nach. Die Beschleunigung der Käufe sei „klar und entschlossen“, sagte Lagarde am Donnerstag nach der Zinssitzung des EZB-Rats. Sie bezeichnete zudem die unter Euro-Notenbankern aufgeflammte Diskussion über ein Herunterfahren der PEPP-Käufe ab dem dritten Quartal als „verfrüht“ – der EZB-Rat habe darüber bei der Sitzung auch nicht gesprochen.

Finanzierungskosten im Fokus

Der EZB-Rat hatte nach der Zinssitzung Mitte März avisiert, dass die PEPP-Käufe im zweiten Quartal „deutlich umfangreicher“ ausfallen würden als in den ersten Monaten 2021. Die Notenbanker reagierten damit auf den spürbaren Anstieg der Anleiherenditen seit Jahresanfang. Sie wollen damit eine übermäßige Verschärfung der Finanzierungsbedingungen für die Euro-Wirtschaft verhindern, um die Konjunkturerholung nach der Pandemie nicht zu gefährden. Das Kaufvolumen hat aber weniger stark zugelegt, als viele Marktteilnehmer erwartet haben. Das hat auch eine Debatte ausgelöst, wie ernst es der EZB überhaupt ist. Zusätzlich befeuert worden ist diese durch die aufgekommene Diskussion über die Zukunft von PEPP.

Seit der März-Ankündigung hat das wöchentliche Kaufvolumen bei PEPP auf durchschnittlich rund 17 Mrd. Euro zugelegt – nach im Schnitt rund 14 Mrd. Euro in den ersten Monaten des Jahres. Viele Beobachter hatten erwartet, dass das Eurosystem aus EZB und nationalen Zentralbanken das Volumen zumindest auf 20 Mrd. Euro steigert. Für Diskussionen und Fragen hat zudem gesorgt, dass zuletzt das wöchentliche PEPP-Volumen in der Netto- und Bruttobetrachtung – wegen hoher Fälligkeiten – stark auseinandergelaufen ist (siehe Grafik).

Lagarde betonte nun, dass nicht die wöchentlichen Daten entscheidend seien, sondern die Betrachtung der Monatsentwicklung. Da habe es im März bereits einen deutlichen Trend gegeben und das, obwohl die beschleunigten Käufe erst Mitte März begonnen hätten. Im März hatte das Eurosystem im Zuge von PEPP Anleihen im Wert von netto 73,5 Mrd. Euro gekauft. Das war der höchste Monatswert seit Juli 2020. Im Februar hatte er bei 59,9 Mrd. Euro gelegen. Lagarde machte zudem klar, dass die Nettokäufe im Fokus stehen.

Die Notenbankchefin sagte, dass die Finanzierungsbedingungen zu­letzt „weitgehend stabil geblieben“ seien. Jedoch bestünden „nach wie vor Risiken für die Finanzierungs­bedingungen im weiteren Sinne“. „Vor diesem Hintergrund hat der EZB-Rat beschlossen, seinen sehr akkommodierenden geldpolitischen Kurs nochmals zu bestätigen“, sagte Lagarde. Dazu gehören neben dem 1,85-Bill.-Euro-PEPP-Programm et­wa das parallele Anleihekaufprogramm APP, langfristige Geldspritzen für die Banken (TLTROs) sowie die Null- und Negativzinsen.

Mit Blick auf die weitere Zukunft von PEPP sagte Lagarde: „Wir haben nicht über ein Auslaufen von PEPP diskutiert, weil es einfach verfrüht ist.“ Vor der Sitzung hatten vor allem der niederländische Zentralbankchef Klaas Knot mit einer Drosselung der Käufe ab dem dritten Quartal und einem Ende im März 2022 geliebäugelt. Viele Volkswirte spekulieren mit einer erneuten Verlängerung über dieses aktuelle Enddatum hinaus – samt Aufstockung des Gesamtvolumens. Andere Euro-Notenbanker hatten Knot widersprochen. Auch Lagarde hält die Zeit für diese Debatte noch nicht für reif: „Wir müssen noch einen langen Weg gehen, bis wir die Brücke der Pandemie überquert haben und die wirtschaftliche Erholung stabil ist.“ Bei der Sitzung im Juni wird der Rat nun im Lichte neuer Wachstums- und Inflationsprognosen entscheiden.

Am Donnerstag blieb die wirtschaftliche Einschätzung des Rats nahezu unverändert. Er erwartet eine kräftige Erholung der Wirtschaft im Jahresverlauf, sieht aber vor allem kurzfristig einige Risiken. Den jüngsten unerwartet starken Anstieg der Inflation sieht er als temporär an.