Leichte Entspannung bei Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel hat sich im Januar etwas entspannt. Das geht aus den Konjunkturumfragen des Münchner Ifo-Instituts hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurden. Demnach klagten zu Jahresbeginn 43,6% der Unternehmen in Deutschland über Schwierigkeiten bei der Mitarbeitersuche. Im Oktober hatten dies noch 45,7% der befragten Unternehmen angegeben.
„Die Sorgen der Unternehmen, passende Fachkräfte zu finden, bleiben weiterhin groß“, sagte Ifo-Experte Stefan Sauer. Im Juli war ein Allzeithoch von 49,7% erreicht worden. Am stärksten trifft der Fachkräftemangel nach wie vor viele Dienstleister. In der Rechts- und Steuerberatung sowie bei den Wirtschaftsprüfern klagten drei Viertel der Unternehmen über Schwierigkeiten. Auch im Lagergewerbe, unter Architektur- und Ingenieurbüros, in der Beherbergung und bei den IT-Dienstleistern fehlt immerhin jedem zweiten Betrieb Personal.
Im verarbeitenden Gewerbe trifft der Fachkräftemangel die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten am deutlichsten mit 59,5% – sie sind damit so stark eingeschränkt wie nie. Auf Platz 2 folgen die Hersteller von Metallerzeugnissen (48,5%) und der Maschinenbau, wo 45,3% der Betriebe von einer herausfordernden Mitarbeitersuche berichten.
Insgesamt ist der Anteil der betroffenen Unternehmen jedoch in allen Sektoren zurückgegangen, also bei Dienstleistern, Einzelhandel, Industrie, Großhandel und auch im Bauhauptgewerbe.
Die Debatte um den Fachkräftemangel hat in den vergangenen Wochen verstärkt Fahrt aufgenommen. Dabei prallen insbesondere die Vorstellungen von Wirtschaft und Arbeitnehmern aufeinander. Angestellte haben einer aktuellen Umfrage zufolge den Wunsch, weniger Stunden pro Woche zu arbeiten. Wirtschaftsverbände – wie zuletzt der Maschinenbauverband VDMA – fordern hingegen eine Aufstockung der Wochenarbeitszeit, um den Personalmangel zu lindern. Auch die Bundesregierung wird aktiv: Im Sommer soll ein neues Einwanderungsgesetz verabschiedet werden, das insbesondere den Zuzug von Fachkräften aus Drittstaaten, also Nicht-EU-Staaten, vereinfachen soll.
Im vergangenen Jahr hat die deutsche Industrie trotz Energiekrise, Materialengpässen, wackliger Weltkonjunktur und Schwierigkeiten bei der Nachwuchssuche wieder mehr Mitarbeitende beschäftigt. In allen zwölf Monaten sei die Zahl der Mitarbeitenden im verarbeitenden Gewerbe gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Insgesamt waren Ende Dezember dort gut 5,5 Millionen Personen beschäftigt und damit 1,3% mehr als ein Jahr zuvor.