Bundesbank schreibt tiefrot

Milliardenbelastung durch die Geldpolitik

Die Bundesbank verbucht den ersten Bilanzverlust seit 1979. Schuld sind die Auswirkungen der Geldpolitik. Auch in den nächsten Jahren dürfte es keine Ausschüttungen an den Bund geben.

Milliardenbelastung durch die Geldpolitik

Milliardenbelastung durch die Geldpolitik

Bundesbank verkündet Verlust von 19,2 Mrd. Euro – Weitere Jahre ohne Ausschüttungen an den Bund stehen an

mpi Frankfurt

Die Deutsche Bundesbank schreibt den ersten Bilanzverlust seit 45 Jahren. Wie die Notenbank am Dienstag in Frankfurt mitteilte, liegt der Fehlbetrag bei 19,2 Mrd. Euro. Es sind die ersten roten Zahlen seit 1979. Die Bundesbank hatte zwar bereits 2023 einen operativen Verlust von 21,6 Mrd. Euro erzielt, allerdings stand nach der Auflösung von Rückstellungen bilanziell am Ende eine schwarze Null. Für 2024 hatte die Notenbank nur noch Rücklagen von 0,7 Mrd. Euro zur Verfügung, die bei weitem nicht mehr ausreichten, um den operativen Verlust auszugleichen.

Von einer Überschuldung ist die Bundesbank dennoch meilenweit entfernt. Tatsächlich legte das Nettoeigenkapital im vergangenen Jahr sogar um rund 25% auf über 250 Mrd. Euro zu. Dies liegt am rasant gestiegenen Goldpreis. Der Wert der Goldreserven nahm um 69,2 Mrd. Euro zu, was den Bilanzverlust mehr als kompensierte.

„Die Bilanz der Bundesbank ist solide“, betonte Vizepräsidentin Sabine Mauderer. Daran würden auch die anstehenden weiteren Verlustjahre nichts ändern, auf die die Bundesbank einstimmte. „Gewinnausschüttungen an den Bund stehen auf längere Zeit nicht im Raum“, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel. Denn die ab 2022 erfolgte Zinswende der EZB zur Bekämpfung der zu hohen Inflation führt weiterhin zu erheblichen finanziellen Belastungen bei den Notenbanken im Eurosystem.

Weitere Jahre ohne Ausschüttungen stehen an

Das liegt daran, dass für die Einlagen der Geschäftsbanken auf der Passivseite deutlich höhere Zinsen fällig werden, als für langlaufende Anleihen auf der Aktivseite, die noch aus der Niedrigzinsphase stammen. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die Bundesbank, dass dieser Effekt erneut zu einem hohen operativen Verlust führt, der jedoch substanziell geringer ist als 2024. Grund dafür ist zum einen, dass einige der niedrig verzinsten Anleihen auslaufen. Zum anderen wird der durchschnittliche Leitzins, den die Notenbanken für Einlagen der Geschäftsbanken zahlen, 2025 unter dem Wert für 2024 liegen.

„Der Höhepunkt dürfte überschritten sein“, sagte Nagel mit Blick auf den Verlust seines Hauses. Gleiches dürfte für die EZB gelten, die vorige Woche einen Verlust von fast 8 Mrd. Euro verkündete.

Sobald wieder Gewinne anfallen, werden diese mit den aufgelaufenen Verlusten verrechnet. Anschließend will die Bundesbank wieder Rücklagen aufbauen. Erst danach stehen Ausschüttungen an das Bundesfinanzministerium wieder auf der Agenda. Wann das der Fall sein könnte, darauf wollte sich Nagel nicht festlegen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) war in einer Analyse zu dem Schluss gekommen, dass sich der Bund womöglich bis 2032 gedulden muss.

Eine Frage des Vertrauens

Nicht nur wegen des üppigen Nettoeigenkapitals dürften weder die Bundesbank noch die EZB schlaflose Nächte haben beim Blick auf die Verluste. Selbst mit einem negativen Eigenkapital kann eine Notenbank ihre Aufgaben erfüllen. Schließlich kann sie selbst Geld erschaffen, und damit ihre Zahlungsfähigkeit gewährleisten. „Die Bundesbank ist uneingeschränkt handlungsfähig“, sagte Nagel.

Ganz unproblematisch sind rote Zahlen auf längere Zeit dennoch nicht. Unter anderem deshalb, weil sie das Vertrauen der Bevölkerung in die Arbeit der Notenbank beschädigen könnten. Diese Gefahr sieht Mauderer aktuell nicht. Viel wichtiger sei in diesem Punkt, dass es gelinge, das Mandat der Preisstabilität zu erfüllen. Dieses Vorhaben ist der Grund, warum aktuell überhaupt die Verluste anfallen.

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