Moody's: Höheres Risiko eines "abrupten" britischen Exits

Arbeitslosigkeit so niedrig wie zuletzt im Juni 1975

Moody's: Höheres Risiko eines "abrupten" britischen Exits

hip London – Die Risiken eines “abrupten und schädlichen” britischen Exits aus der EU sind aus Sicht von Moody’s gestiegen, seitdem die britische Premierministerin Theresa May bei den Wahlen im Juni die absolute Mehrheit im Unterhaus verlor. Nach Beginn der Verhandlungen mit Brüssel “bleibt unklar, ob die britische Regierung letztendlich ein halbwegs gutes Ergebnis für Großbritannien erzielen kann”, sagte Kathrin Mühlbronner, die Verfasserin der alljährlichen “Credit Analysis” für das Vereinigte Königreich. Aus ihrer Sicht ist die Wahrscheinlichkeit eines “harten” Brexit ohne Übereinkunft mit Brüssel, nach dem Großbritannien nach den Regeln der WTO Handel treiben müsste, mittlerweile größer als unmittelbar nach dem EU-Referendum im vergangenen Jahr. Die Regierung verfolge bislang Ziele, die auf einen solchen Ausgang hindeuteten. Die Konjunktur habe sich bereits verlangsamt. Sollte London kein Freihandelsankommen mit gutem Zugang zum gemeinsamen Markt aushandeln können, würde sich der Wachstumsausblick deutlich eintrüben.Unterdessen ist die Arbeitslosigkeit auf einen neuen Tiefstand gesunken. Wie das Statistikamt ONS mitteilt, sank sie in den drei Monaten per Ende Mai von 4,6 % auf 4,5 % und war damit so niedrig wie seit Juni 1975 nicht. Analysten hatten lediglich Stagnation auf der Rechnung. Die Arbeitslosigkeit liegt nun auf dem vor kurzem erst gesenkten Niveau (zuvor: 5,0 %), ab dem aus Sicht der Notenbank mit wachsendem Lohndruck zu rechnen ist. Die durchschnittlichen Wochenlöhne ohne Sonderzahlungen stiegen allerdings nominal nur um 2,0 %. Die Gesamtvergütung erhöhte sich um lediglich 1,8 % und blieb damit deutlich hinter dem Preisauftrieb zurück.Aus Sicht der HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins könnte dies darauf hindeuten, dass der “Gleichgewichtswert” vielleicht noch tiefer liegt als von den Ökonomen der Zentralbank angesetzt. Zudem könnten weitere Zweifel am Wert der Phillips-Kurve laut werden. Die Volkswirte von Barclays gehen davon aus, dass die Reallöhne im laufenden Jahr weiter sinken werden. Die privaten Haushalte seien deshalb gezwungen, den Gürtel enger zu schnallen, was durch strengere Herangehensweise der Banken bei der Vergabe von unbesicherten Verbraucherkrediten noch verschärft werden könnte. Das werde zu einer konjunkturellen Verlangsamung führen.