Wirtschaftssanktionen

Moskau zieht sich vom Anleihemarkt zurück

Angesichts westlicher Sanktionen will die russische Regierung vorerst keine Staatsanleihen ausgeben. Zuletzt war die Zahlungsfähigkeit Russlands wiederholt herabgesetzt worden.

Moskau zieht sich vom Anleihemarkt zurück

Reuters London

Die russische Regierung will angesichts der westlichen Wirtschaftssanktionen wegen des Ukraine-Kriegs vorerst keine Staatsanleihen mehr begeben. In einem in der Nacht zum Montag veröffentlichten Interview mit der Tageszeitung „Iswestija“ kündigte Wirtschaftsminister Anton Siluanow an, dass 2022 keine Anleihen platziert werden. Nach Einschätzung des Ministers reichen die Einnahmen unter anderem aus dem Verkauf von Öl und Gas aus, um die laufenden Ausgaben des Staates zu decken.

Der Minister verwies auf die hohen Kosten, die derzeit mit einer weiteren Schuldenaufnahme für den russischen Staat verbunden wären. Eine solche Maßnahme habe keinen Sinn, denn die Kosten „wären astronomisch“. Damit bezog sich Siluanow vermutlich auf die hohen Zinsen, die der russische Staat derzeit bieten müsste. Darüber hinaus ist Russland aufgrund westlicher Sanktionen von einem großen Teil der Finanzwelt ausgeschlossen, was den Käuferkreis stark einschränkte.

Am Wochenende hat die US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) die Kreditwürdigkeit Russlands abermals herabgestuft und die Bewertung auf „Selective Default“ gesenkt. Damit wird ein teilweiser Zahlungsausfall gekennzeichnet. Zuvor hatte Russland, dessen Devisenreserven wegen der westlichen Sanktionen weitgehend blockiert sind, die Rückzahlung von zwei Anleihen in Rubel und nicht wie vorgesehen in Dollar beglichen.

Mit der Abstufung hat S&P darüber hinaus die Bewertung der russischen Kreditwürdigkeit eingestellt. Zuvor hatten bereits die beiden anderen führenden Ratingagenturen Moody’s und Fitch die Bewertungen des Landes eingestellt. Hintergrund sind Sanktionen der Europäische Union, die es den Agenturen verbieten, die Kreditwürdigkeit Russlands künftig zu bewerten.

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