Negativzins beschert Deutschen herbe Verluste
ms Frankfurt
Die hohe Inflation gepaart mit den niedrigen und teils negativen Zinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) beschert den deutschen Haushalten in diesem Jahr laut Berechnungen der DZ Bank einen Wertverlust beim verzinslichen Geldvermögen von mehr als 116 Mrd. Euro. Pro Kopf mache das im Durchschnitt einen Verlust von 1400 Euro, so die Bank in einer am Dienstag veröffentlichten Studie zum Weltspartag. Der Realzins werde in diesem Jahr –2,3% erreichen, so Studienautor Michael Stappel – das sei „ein Negativrekord“.
Die Studie dürfte die ohnehin aufgeregte Diskussion in Deutschland über die ultralockere Geldpolitik der EZB in Zeiten einer unerwartet stark steigenden Inflation weiter anheizen. In Deutschland ist die Inflationsrate zuletzt auf 4,1% geklettert, und sie könnte in diesem Jahr sogar noch die Marke von 5% erreichen. Die EZB sieht das aber weiterhin als temporär an und macht daher nur zaghafte Schritte, die expansive Geldpolitik der Coronakrise zurückzudrehen.
Erst vor wenigen Tagen hatte Bundesbankpräsident Jens Weidmann mit der überraschenden Ankündigung eines vorzeitigen Rückzugs zum Jahresende für einen Paukenschlag gesorgt. Weidmann hatte sich auch aus Frustration über den Kurs der EZB zu diesem Schritt entschieden. Bereits im Wahlkampf hatte sich vor allem die Union auf die EZB-Politik eingeschossen.
Die DZ Bank richtet den Fokus nun auf die Auswirkungen der hohen Inflation auf das Geldvermögen und die Ersparnis der privaten Haushalte. Die Durchschnittsrendite aus verzinslichen Anlagen reicht demnach nicht mehr aus, um die Inflation auszugleichen. Das gelte umso mehr, als sich Banken vor allem bei täglich fälligen Einlagen immer häufiger gezwungen sähen, Negativzinsen, die sie selbst für Überschussliquidität bei der EZB zahlen müssen, an ihre Kunden weiterzugeben.
„Die Folge der hohen Inflation und niedrigen Zinssätze ist ein negativer Realzins, der in diesem Jahr voraussichtlich einen neuen Negativrekord von –2,3% erreicht“, so Stappel. Bezogen auf das verzinsliche Geldvermögen der privaten Haushalte in Höhe von 5,1 Bill. Euro bedeute das einen Wertverlust von über 116 Mrd. Euro oder 1400 Euro pro Kopf.
In den vergangenen Jahren haben vergleichbare Studien immer wieder für Aufregung gesorgt. Die EZB weist solche Kritik aber stets zurück und verweist darauf, dass Haushalte nicht nur Sparer, sondern etwa auch Arbeitnehmer und Steuerzahler seien. Als solche profitierten sie von der Niedrigzinspolitik.