Die Zentralbank Kanadas bleibt ihrem entschiedenen Straffungskurs treu. Zum zweiten Mal in Folge hat sie ihren Leitzins kräftig angehoben. Er steigt um weitere 0,5 Prozentpunkte auf 1,5%, wie die Währungshüter am Mittwoch in Ottawa nach ihrer Zinssitzung mitteilten. Darüber hinaus gab die Notenbank starke Hinweise auf weitere deutliche Anhebungen.

Analysten hatten den Schritt überwiegend erwartet. Es gab an den Märkten aber auch Spekulationen, dass die Bank of Canada ihre Gangart im Kampf gegen die Inflation noch verschärfen könnte. Die Währungshüter in Kanada gehen somit ähnlich aggressiv vor wie die Kollegen in den benachbarten USA: Dort steuert die Fed ebenfalls auf weitere Zinserhöhungen im Umfang von 50 Basispunkten zu.

Beobachter sehen die kanadische Notenbank in einer noch etwas prekäreren Lage als die Federal Reserve. In Kanada seien der Arbeitsmarkt und der Immobilienmarkt noch eine Spur heißer gelaufen als in den USA, kommentieren die Ökonomen James Knightley und Francesco Pesole von der niederländischen Bank ING. „Die kanadische Wirtschaft wird zusätzlich durch ihre starken rohstoffproduzierenden Sektoren angekurbelt.“

Die Notenbank wird nach eigenem Bekunden deutlich nachlegen. Man sei bereit, bei Bedarf energischer zu handeln, um das Inflationsziel von 2% zu erreichen, hieß es in der Erklärung zum Zinsentscheid. Zur Begründung verweisen die Währungshüter auf die hohe Inflation von zuletzt 6,8%. „Das Risiko, dass sich die erhöhte Inflation festsetzt, ist gestiegen“, konstatiert die Notenbank.

An den Finanzmärkten werden von der kanadischen Notenbank, ähnlich wie von der US-Notenbank Fed, weitere deutliche Zinsanhebungen erwartet. Die Zentralbank schätzt den neutralen Zins, bei dem sich Inflations- und Wachstumsrisiken in etwa die Waage halten, auf 2 bis 3%.