Geldpolitik

Notenbanker sinniert über Ende der EZB-Anleihekäufe

Es gilt als ausgemacht, dass die EZB ihr Corona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP Ende März 2022 beendet. Was darüber hinaus geschieht, dazu hüllt sich der EZB-Rat bislang in Schweigen. Österreichs Zentralbankchef Robert Holzmann prescht nun voran – mit äußerst interessanten Aussagen.

Notenbanker sinniert über Ende der EZB-Anleihekäufe

ms Frankfurt

Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte nach Einschätzung von EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann bereits im September 2022 ihre Anleihekäufe komplett einstellen. Voraussetzung sei, dass sich die Inflation nachhaltig dem offiziellen Zielwert von 2% nähere, sagte Holzmann laut Bloomberg auf einer Veranstaltung am Mittwochabend. Er verwies dabei darauf, dass das 2015 eingeführte Anleihekaufprogramm APP darauf ausgelegt worden sei, den Anstieg der Verbraucherpreise wieder auf 2% zu heben.

Mit seinen Aussagen eröffnet Holzmann die Debatte über ein vollständiges Auslaufen der billionenschweren Anleihekäufe. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat avisiert, dass das 1,85-Bill.-Euro-Corona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP Ende März 2022 beendet wird. Verbreitet gilt als ausgemacht, dass dann das parallele APP mit einem Kaufvolumen von derzeit 20 Mrd. Euro pro Monat zumindest zeitweise aufgestockt wird, um Klippeneffekte zu vermeiden. Detailliertere Aussagen zum weiteren, längerfristigen Ausblick haben die EZB-Granden bis dato aber immer eher vermieden.

Österreichs Zentralbankchef Holzmann gilt nun zwar als Hardliner („Falke“) im EZB-Rat, der stets eher auf ein frühes Ende der ultralockeren Geldpolitik dringt. Zudem formuliert er Bedingungen wie das Erreichen des 2-Prozent-Inflationsziels. Trotzdem sind die Aussagen sehr bemerkenswert, weil er die Anleihekäufe insgesamt erstmals mit einem möglichen Enddatum versieht. Aus der EZB hieß es bislang, ein Ende der Anleihekäufe sei noch weit entfernt.

Im EZB-Rat haben sich zuletzt bereits zunehmende Differenzen abgezeichnet bei der Einschätzung der Inflationsaussichten und der angemessenen Reaktion der Geldpolitik. Die Euro-Inflation ist im Oktober auf 4,1% gesprungen. Nicht zuletzt EZB-Präsidentin Christine Lagarde und EZB-Chefvolkswirt Philip Lane warnen, dass die Geldpolitik nicht auf die hohe Inflation „überreagieren“ dürfe. Am Mittwoch hatten die Wirtschaftsweisen der Bundesregierung gefordert, dass die EZB eine Strategie für die Normalisierung der Geldpolitik vorlegt.

Holzmann sagte nun mit Blick auf das APP und dessen Intention: „Der Wegfall der Bedingung und damit das Ende des Programms könnte also – je nach Inflationsentwicklung – im September oder Ende des Jahres kommen.“ Er füg­te hinzu: „Ich würde nicht viel Geld darauf wetten, dass die Inflation Ende 2022 unter 2% lie­gen wird.“ Modelle deuteten aber darauf hin, dass die Teuerung 2023 oder 2024 unter 2% sinken werde.

Besondere Spannung kommt dem Ende der Anleihekäufe auch zu, weil die EZB erst nach einem Auslaufen Zinserhöhungen erwägen will. An den Märkten hatten zuletzt Spekulationen auf Zinsanhebungen schon 2022 zugenommen. Viele Notenbanker haben das zurückgewiesen.

Holzmann sprach sich jetzt auch gegen Änderungen am konventionellen Anleihekaufprogramm aus. Die Frage, ob und wie die große Flexibilität des PEPP nach dessen Ende erhalten werden soll, ist im EZB-Rat heftig umstritten. Holzmann lehnte auch eine weitere Runde von gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften für die Euro-Banken ab.