Geldpolitik

Notenbanker wollen Kurs halten

Aktuell gibt es eine bemerkenswert starke Diskrepanz zwischen der Kommunikation der Notenbanken und den Zinserwartungen. Hintergrund sind auch unterschiedliche Ansichten zur Inflationsentwicklung. Führende Notenbanken aus Euroland und den USA haben nun noch einmal ihre Position untermauert.

Notenbanker wollen Kurs halten

ms Frankfurt

Trotz neuerlicher Signale für ein Nachlassen des Inflationsdrucks haben führende Notenbanker aus dem Euroraum und aus den USA erneut ihre Entschlossenheit bekräftigt, die Leitzinsen weiter spürbar anzuheben, um die Inflation weiter zu drücken. EZB-Präsidentin Christine Lagarde untermauerte am Freitag ihre Botschaft vom Vortag, geldpolitisch Kurs zu halten – nachdem zuvor bekannt geworden war, dass sich der Preisauftrieb bei den deutschen Erzeugerpreisen im Dezember erneut abgeschwächt hat. Am späten Donnerstagabend hatte in den USA bereits der einflussreiche regionale Fed-Präsident John Williams ebenfalls diese Wortwahl benutzt und auch Fed-Vize Lael Brainard hatte sich ähnlich geäußert.

Mit ihren Aussagen stemmen sich die Notenbanker auch gegen die zunehmende Zuversicht an den Finanzmärkten, dass ein Überschreiten des Inflationshöhepunkts zu einem weniger aggressiven Zinskurs als zuletzt von den Notenbanken avisiert führen könnte – und womöglich sogar in absehbarer Zeit schon erste Zinssenkungen anstehen. Sowohl im Euroraum als auch in den USA hat die Inflation Ende 2022 deutlich nachgelassen. Sie liegt aber immer noch deutlich oberhalb des 2-Prozent-Ziels von EZB und Fed.

Das hat dazu geführt, dass es eine bemerkenswert starke Diskrepanz zwischen der Kommunikation der Notenbanken und den Erwartungen an den Märkten gibt (vgl. u. a. BZ vom 27. und 28.12.2022). Das Problem für die Notenbanker besteht darin, dass die Zuversicht an den Märkten auch dazu führt, dass die Finanzierungskonditionen lockerer werden – was die geldpolitische Straffung teilweise konterkariert. EZB-Chefin Lagarde hatte am Donnerstag die Marktakteure in ungewöhnlich deutlicher Form gewarnt, die Entschlossenheit der EZB zu unterschätzen. Investoren sollten ihre Positionen überdenken. (vgl. BZ vom 20. Januar).

Am Freitag sagte Lagarde nun erneut, dass die EZB nicht von ihrem Zinserhöhungskurs abweichen werde. „Kurshalten ist mein Mantra für geldpolitische Zwecke, keine Frage“, sagte sie beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Zugleich betonte sie, dass andere Akteure ebenso handeln müssten. So müssten die fiskalischen Hilfen in Europa besser ausgerichtet, zielgerichteter gestaltet werden. Die Geldpolitik dürfe nicht dahin getrieben werden, mehr zu unternehmen.

Zuvor hatte es in Deutschland neue Signale für ein Abflauen der hohen Inflation gegeben. Die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte gaben wegen günstigerer Energie um durchschnittlich 0,4% zum Vormonat nach, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Oktober hatte es mit rund 4% den ersten Rückgang seit zweieinhalb Jahren gegeben. Zum Vorjahresmonat schwächte sich die Teuerungsrate im Dezember auf 21,6% ab, nachdem es im August und September mit je 45,8% die höchsten Anstiege seit 1949 gegeben hatte.

In den USA sagte Notenbanker Williams am Donnerstagabend: „Angesichts der nach wie vor hohen Inflation und der Anzeichen eines anhaltenden Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage ist klar, dass die Geldpolitik noch mehr tun muss, um die Inflation nachhaltig auf unser 2-Prozent-Ziel zu senken.“ Der Chef der regionalen Fed New York sagte zudem, die Eindämmung der Inflation werde wahrscheinlich ein Wirtschaftswachstum „unter dem Trend“ und eine Aufweichung des Arbeitsmarktes erfordern. „Die Wiederherstellung der Preisstabilität ist jedoch von entscheidender Bedeutung, um langfristig ein Maximum an Beschäftigung und stabile Preise zu erreichen, und es ist entscheidend, dass wir den Kurs beibehalten, bis die Aufgabe erledigt ist.“ Auch Fed-Vize Brainard betonte am Donnerstag, dass die Fed auf Kurs bleibe.

Mit großer Spannung werden nun nächste Woche Wachstums- und Inflationsdaten aus den USA erwartet. Die Fed könnte dann Anfang Februar ihr Zinserhöhungstempo erneut drosseln. Spekulationen auf baldige Zinssenkungen weist sie aber zurück.

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