China

PBOC steuert in Zwiespalt

Monetäre Stimuli drohen in Konflikt mit der bevorstehenden Zinswende in den Vereinigten Staaten zu geraten.

PBOC steuert in Zwiespalt

nh Schanghai

Chinas jüngste konjunkturelle Vorgaben stellen die Zentralbank vor eine schwierige Herausforderung. Für 2022 peilt Peking ein offizielles Wachstumsziel bei 5,5% an und geht mit dieser Vorgabe nahe an die Grenze des Machbaren. Zu­letzt wuchs die Wirtschaft im Schlussquartal 2021 nur noch um 4% und hinkt damit deutlich zurück. Im Dezember erfolgte geldpolitische Lockerungsmaßnahmen der People’s Bank of China (PBOC) dürften bei weitem nicht ausreichen, um eine rasche Wende herbeizuführen.

Will man die laufende Entschleunigung der Konjunktur in einen Aufschwung verkehren, müssen nach Überzeugung von China-Ökonomen nicht nur wuchtige fiskalische Stimuli her, sondern wohl oder übel auch signifikante monetäre Impulse dazukommen. Mit einem aggressiven Lockerungskurs mag sich die Zentralbank aus guten Gründen nicht anfreunden. Anders als in westlichen Industrieländern spielt die Konsumpreisinflation mit zuletzt gerade einmal 0,9% keine entscheidende Rolle. Theoretisch wäre also reichlich Zinssenkungsspielraum da, die Krux ist aber, dass sich Peking vor einem Zinstrend scheut, der dem der USA diametral gegenüberstehen würde.

Die Fed hält trotz neuer Unwägbarkeiten durch den Ukraine-Krieg an Signalen für Zinserhöhungen gegen den gewaltigen Inflationsschub fest. In Verbindung mit einem als Safe-Haven-Währung aufwertenden Dollar muss sich China Sorgen um die Attraktivität des heimischen Finanzmarkts für ausländische Investoren machen und befürchtet einen scharfen Kapitalabzug mit entsprechendem Druck auf den chinesischen Yuan. Dieser ist zwar im bisherigen Kriegsverlauf stark geblieben, doch könnte Chinas Parteinahme für Russland in Verbindung mit der Welle an Sanktionen des Westens die Stimmung am Devisenmarkt rasch kippen lassen und einen Rückzug aus Yuan-Anlagen lostreten. Die PBOC muss also sehr vorsichtig agieren, um binnen- und außenwirtschaftliche Erfordernisse in Einklang zu bringen, und möglicherweise zähneknirschend dabei zusehen, wie die Federal Reserve ihr ein wenig das Heft des Handelns aus der Hand nimmt.