Positive Überraschungen bei der Euro-Inflation
Positive Überraschungen bei der Euro-Inflation
Teuerung steigt zwar im November – Kernrate jedoch nicht – Preisanstieg bei Dienstleistungen lässt zudem nach
mpi Frankfurt
Die Inflation in der Eurozone steigt wieder über das EZB-Ziel von 2%. Dennoch dürften die Inflationsdaten unter dem Strich im EZB-Rat eher wohlwollend zur Kenntnis genommen werden, denn in den Details der Zahlen verbirgt sich die ein oder andere positive Überraschung.
Wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Freitag bekannt gab, ist die Euro-Inflation im November einer Erstschätzung der Statistiker zufolge von 2,0 auf 2,3% gestiegen. Schuld daran sind Basiseffekte bei den Energiepreisen, da es vor einem Jahr dort einen deutlichen Rückgang gegeben hatte. Dies drückt die Jahresraten nun nach oben und wird dies wohl im Dezember erneut tun. Ökonomen und die EZB haben den Anstieg der Inflation zum Jahresende daher schon lange im Voraus prognostiziert.
Entgegen den Erwartungen ist die Kerninflation im November hingegen nicht gestiegen. Sie verharrt bei 2,7%. Die Kerninflation gilt als guter Indikator für den zugrundeliegenden Inflationsdruck, da die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Energiepreise hierbei nicht berücksichtigt werden. Ein positives Signal für die EZB ist zudem, dass die Dienstleistungsinflation leicht von 4,0 auf 3,9% gesunken ist. Bei der Monatsrate steht sogar ein kräftiger Rückgang um 0,9% zu Buche. Und das, obwohl das Lohnwachstum in der Eurozone zuletzt unerwartet kräftig ausgefallen ist, was vor allem im arbeitsintensiven Dienstleistungssektor den Inflationsdruck erhöht.
„Längst nicht alles im Lot“
Der Rückgang bei der Dienstleistungsinflation ist jedoch nach Ansicht der meisten Ökonomen nicht stark genug, dass er eine große Zinssenkung um 50 Basispunkte am 12. Dezember rechtfertigen würde. Auf diesen spekulieren einige Anleger, wobei die Zahl derer in den vergangenen Tagen deutlich gesunken ist. „Auch wenn inflationsseitig längst nicht alles im Lot ist, wird die EZB die Leitzinsen im Dezember senken“, sagte Alexander Krüger, Chefökonom der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. „Auch aufgrund des noch hohen Lohnwachstums ist ein kleiner Zinsschritt näher als ein großer.“
Kamil Kovar, Ökonom bei Moody’s Analytics, hält die neuesten Inflationsdaten ebenfalls für keine gute Begründung für eine Zinssenkung um 50 Basispunkte im Dezember. „Abgesehen von den Basiseffekten war der Inflationsbericht größtenteils gut, aber nicht dramatisch gut.“ Dennoch glaubt er, dass die Zahlen den Tauben im EZB-Rat Auftrieb bei ihrer Argumentation für eine große Zinssenkung geben dürfte. „Der Bericht war zwar nicht gut genug, um die Einigung über eine Kürzung um 50 Basispunkte bei der nächsten politischen Sitzung im Dezember zu besiegeln, aber er hat den Zeiger in diese Richtung bewegt.“
Uneinigkeit im EZB-Rat
Für eine Lockerung um 50 Basispunkte plädieren unter anderem die Notenbankchefs aus Italien und Portugal. Sie begründen dies mit der enttäuschenden wirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone. Zudem könnten die Zollpläne des designierten US-Präsidenten Donald Trumps das Wirtschaftswachstum in 2025 deutlich senken. Eine schlechter laufende Konjunktur bedeutet weniger Inflationsdruck.
Für eine vorsichtige Lockerung spricht sich unter anderem die einflussreiche EZB-Direktorin Isabel Schnabel aus. Sie hält das Risiko für eine mittelfristig zu niedrige Inflation wegen der wirtschaftlichen Entwicklung für gering. Das sehen auch die Verbraucher der Eurozone so. Deren Inflationserwartungen für in zwölf Monaten steigen von 2,4 auf 2,5%, wie aus einer EZB-Umfrage hervorgeht.