US-Geldpolitik

Powell hält an seinem geldpolitischen Kurs fest

US-Notenbankchef Jerome Powell plant, bald mit der Reduktion der Anleihekäufe (Tapering) durch die Fed zu beginnen. Anziehen will er die Zinsschraube aber nicht, ehe das Tapering bis voraussichtlich Mitte 2022 abgeschlossen ist.

Powell hält an seinem geldpolitischen Kurs fest

det Washington

Der US-Notenbankvorsitzende Jerome Powell hat bekräftigt, dass die Fed bald damit beginnen wird, ihre während der Coronakrise ausgeweiteten Anleihekäufe zurückzufahren („Tapering“). Er rechne damit, dass die Reduktion der monatlichen Käufe bis Mitte kommenden Jahres abgeschlossen sein werde, sagte Powell bei einer virtuellen Konferenz der südafrikanischen Zentralbank (SARB). Auch räumte der oberste US-Währungshüter ein, dass die hohe Inflation wohl länger andauern werde als zuvor angenommen. Die Fed bleibe jedenfalls bereit, im Falle eines weiteren, unerwarteten Inflationsschubs ihre Geldpolitik entsprechend zu flexibilisieren und anzupassen.

Zwar hätten die Delta-Variante des Coronavirus, andauernde Störungen in den Lieferketten und die daraus resultierenden Versorgungsengpässe in den USA die Erholung leicht gedämpft, sagte Powell. Gleichwohl rechne er mit weiter robustem Wachstum und einer Fortsetzung des Aufschwungs am US-Arbeitsmarkt. Sobald sich Versorgungsengpässe auflösten, sei auch zu erwarten, dass sich die Teuerungsrate wieder auf einem Niveau einpendele, das dem zweiprozentigen Inflationsziel der Fed entspreche. Wann der Preisdruck nachlassen werde, sei aber ungewiss, und die hohe Inflation könne durchaus bis ins kommende Jahr andauern, sagte Powell. Trotzdem wäre es falsch, den Kursschwenk in der Geldpolitik zu beschleunigen und Zinserhöhungen zu beschließen, ehe das Tapering abgeschlossen ist.

Aktienhandel unter der Lupe

Indes hat der Notenbankvorstand für seine eigenen Mitglieder sowie leitende Mitarbeiter die Regeln für deren Finanzmarktgeschäfte deutlich verschärft. Diese dürfen künftig weder die Aktien noch Anleihen einzelner Unternehmen noch Finanzderivate kaufen. Die neuen Regeln lassen zwar den Handel mit Anteilen von Investmentfonds zu. Auch diese Käufe unterliegen nun aber strikter Aufsicht. So müssen geplante Käufe und Verkäufe mit einem Vorlauf von mindestens 45 Tagen gemeldet und vorher genehmigt werden. Zudem müssen die Notenbanker und leitenden Angestellten die Wertpapiere mindestens ein Jahr lang halten, heißt es in den neuen Vorschriften.

„Diese harten neuen Regeln legen die Latte höher und sollten klarstellen, dass unser einziger Fokus der Erfüllung unser öffentlichen Mission gilt“, sagte der Notenbankvorsitzende. Die neuen Restriktionen, die Powell bereits zuvor angedeutet hatte, waren eine Reaktion auf die umstrittenen Aktiengeschäfte von zwei regionalen Fed-Gouver­neuren.

Robert Kaplan, der ehemalige Präsident der Federal Reserve Bank von Dallas, und Eric Rosengren, der den Fed-Ableger in Boston geleitet hatte, waren zurückgetreten, nachdem bekannt geworden war, dass sie während der Corona-Pandemie mit einzelnen Aktien gehandelt hatten. Dabei ging es teilweise um Geschäfte, die im März vergangenen Jahres am Tag vor der Bekanntgabe einer Zinssenkung und eines neuen Anleihekaufprogramms getätigt wurden.

Wertberichtigt Seite 6

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