US-Inflation

Preisauftrieb in USA beschleunigt sich weiter

Sämtliche Daten signalisieren deutlich höhere US-Inflation. Dennoch denkt Notenbankchef Jerome Powell nicht daran, die geldpolitischen Zügel zu straffen. Das halten einige Ökonomen für gefährlich.

Preisauftrieb in USA beschleunigt sich weiter

det Washington

Die Zeichen für eine dauerhaft höhere US-Inflation mehren sich. Dennoch deutet nichts darauf hin, dass die Notenbank in Erwägung zieht, die geldpolitischen Zügel in absehbarer Zeit zu straffen. Wie das Handelsministerium berichtete, stieg der PCE-Verbraucherpreisindex im Juni im Vorjahresvergleich um 4,0%. Ohne Berücksichtigung der schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise legten die Preise um 3,5% zu. Das entspricht bei der Kernrate, welches der bevorzugte Inflationsindikator der Fed ist, dem höchsten Wert seit 30 Jahren.

Einen weiteren Hinweis dafür, dass sich der Preisauftrieb beschleunigt, lieferten am Freitag die Arbeitskosten. Diese kletterten laut Arbeitsministerium im zweiten Quartal um 0,7%. Getrieben von Löhnen und Gehältern, die um 3,2% stiegen, zogen die Kosten während der letzten zwölf Monate um 2,9% an. Der PCE-Preisindex und die Arbeitskosten reihen sich damit ein in die Serie von Daten, die eine deutlich höhere Inflation signalisieren. Zuvor war für das zweite Quartal der stärkste Anstieg des PCE-Index seit fast 40 Jahren gemeldet worden. Auch legte die Kernrate des CPI-Verbraucherpreisindex im Juni um 4,5% zu.

Notenbankchef Jerome Powell räumte nach der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) ein, dass sich die Wirtschaft kräftig von den Folgen der Pandemie erholt und sich auch die Lage am Arbeitsmarkt spürbar verbessert habe. Getragen wird der Aufschwung vor allem vom Privatkonsum, ein Trend, der sich weiter fortsetzen dürfte. Dem nationalen Statistikbüro BEA zufolge stiegen die Privateinkommen im Juni um 0,1%. Bankvolkswirte hatten hingegen einen Rückgang erwartet, weil einige staatliche Stützungsmaßnahmen ausliefen. Bei den Konsumausgaben wurde ein Plus von 1,0% gemessen, welches ebenfalls die Markterwartungen übertraf.

Für die anhaltende Kauflaune spricht auch der Index der Verbraucherstimmung der University of Michigan. Dieser gab im Juli zwar um 5,0% auf 81,2 Punkte nach, zog gegenüber Juli 2020 aber um 12,0% an. Der zuständige Chefvolkswirt Richard Curtin betonte, dass sich die Stimmung der Verbraucher gegen Monatsende wieder verbessert habe. Getrübt werde der Optimismus laut Curtin lediglich „von Beschwerden über hohe Häuserpreise sowie Preise für Autos und langlebige Haushaltswaren“.

Obwohl die Wirtschaft weiter mit hohem Tempo wächst und sich die In­flationsindikatoren häufen, scheint Fed-Chef Powell auf Kurs bleiben zu wollen. Die Preiserhöhungen würden sich vor allem auf jene Branchen konzentrieren, die von der Corona-Pandemie am härtesten getroffen wurden, beispielsweise das Gastgewerbe, den Tourismus und den Transportsektor, sagte der Fed-Vorsitzende nach der letzten FOMC-Sitzung. Zu erwarten sei daher, dass die höhere Inflation noch mehrere Monate andauern, aber trotzdem temporär sein werde.

Die Gelassenheit seitens der Währungshüter birgt nach Ansicht einiger Ökonomen große Risiken. „Die Ge­fahr besteht darin, dass die Fed hinterherhinkt“, meint Kevin Swift, Chefvolkswirt beim American Chemistry Council. „Sämtliche Indikatoren deuten nämlich darauf hin, dass die Inflation deutlich höher tendiert als während der letzten zehn Jahre.“