Inflation

Preisdruck in den USA lässt leicht nach

Zum ersten Mal seit dem vergangenen Sommer ist die Inflation in den USA nicht mehr weiter gestiegen. Das Thema treibt auch Präsident Joe Biden mehr denn je um.

Preisdruck in den USA lässt leicht nach

det Washington

Zum ersten Mal seit August vergangenen Jahres hat der Preisdruck in den USA leicht nachgelassen und bei Experten einen gewissen Optimismus geweckt, dass der Höhepunkt der Inflation überwunden sein könnte. Gleichwohl weisen Ökonomen auf die andauernden Abwärtsrisiken hin, insbesondere andauernde Störungen in Lieferketten und der russische Angriffskrieg in der Ukraine.

Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums meldete, legte der Verbraucherpreis­index CPI im April auf Jahressicht um 8,3% zu. Im März hatten sich Konsumgüter­ um 8,5% verteuert. An der Kernrate gemessen, die die schwan­kungsanfälligen­ Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, kletterten die Preise um 6,2%. Gegenüber dem Vormonat zog die Gesamtrate um 0,3% und die Kernrate um 0,6% an.

Trotz der leichten Entspannung lagen sämtliche Werte oberhalb der Markterwartungen. Für eine angenehme Überraschung sorgte der Rückgang der Energiepreise, die monatsweise zwar um 2,7% nachgaben, aber um mehr als 30% über dem Vorjahresstand lagen. Teurer als zuvor waren Lebensmittel, deren Preise gegenüber März um 0,9% und auf Jahressicht um 9,4% stiegen.

Fed wird auf Kurs bleiben

Analysten sehen in den jüngsten Daten jedenfalls keinen Anlass für die US-Notenbank Fed, Anpassungen an ihrem bereits verschärften Straffungskurs vorzunehmen. Die Fed hat in diesem Jahr bereits zweimal den Leitzins um insgesamt 75 Basispunkte hochgeschraubt, und Notenbankchef Jerome Powell hat signalisiert, dass mit mehreren Zinserhöhungen um jeweils 50 Basispunkte zu rechnen sei. Auch wird die Notenbank im Juni beginnen, ihre Bilanz abzubauen, und will diesen Vorgang beschleunigen, bis im September eine monatliche Reduktion um 95 Mrd. Dollar erreicht ist.

Zuvor hatte US-Präsident Biden in einer Rede gesagt, dass „der Kampf gegen die Inflation meine höchste Priorität ist“, und betont, dass seine Regierung konkrete Maßnahmen ergriffen habe, um die steigenden Preise unter Kontrolle zu bekommen. Dazu zählten die Freigabe von täglich 1 Mill. Barrel Öl aus der strategischen Ölreserve, Verhandlungen mit Pharmaherstellern über eine Senkung der Arzneimittelpreise und Steuervergünstigungen für Unternehmen sowie Haushalte, die erneuerbare Energien verwenden. Auch griff der Präsident, dessen Popularität wegen der hohen Inflation auf einen Tiefststand gesunken ist, Vertreter der oppositionellen Republikaner an, die ein Programm vorgelegt haben, das laut Biden zu Steuererhöhungen für Millionen von Vertretern der Mittelklasse führen würde.

Die Bewertungen unter Experten fallen gemischt aus. „Zwar sind die Energiepreise leicht gesunken, aber nicht annähernd genug“, sagte Kathy Jones vom Wertpapierhaus Charles Schwab. Andreas Busch, Ökonom bei Bantleon, erwartet, „dass die Gesamtraten in den kommenden Monaten weiter nachgeben werden, der Abwärtstrend aber sehr flach verlaufen wird“. Skeptischer ist der Nationalökonom Kevin Hassett, der unter Präsident Donald Trump Vorsitzender des Council of Economic Advisors (CEA) war. „Ich fürchte, dass eine Rezession notwendig sein wird, um die Inflation in den Griff zu bekommen“, sagte Hassett.

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