Dekarbonisierung

PwC kritisiert „kollektive Trägheit“ bei Klimazielen

Windräder, Photovoltaik, E-Autos und grüner Wasserstoff mindern zwar den CO₂-Ausstoß weltweit. Doch der Energiehunger ist so groß, dass die Dekarbonisierungsrate nicht ausreicht, um die Klimaziele noch erfüllen zu können. Deutschland hat seine Vorbildrolle dabei längst verloren.

PwC kritisiert „kollektive Trägheit“ bei Klimazielen

CO₂-Minderung hält mit Energiehunger kaum Schritt

PwC-Studie kritisiert „kollektive Trägheit“ bei der Dekarbonisierung – Klimaziele rücken in weiter Ferne

lz Frankfurt

Die aktuelle Dekarbonisierungsrate der globalen Wirtschaft reicht nicht aus, um die vereinbarten Klimaziele noch erreichen zu können. Das zeigt eine Studie der Beratungsgesellschaft PwC, welche die Entwicklung der Kohlendioxidemission über einen längeren Zeitraum analysiert. Im vergangenen Jahr ist der CO₂-Ausstoß weltweit danach nur um 1,02% zurückgegangen; die schwächste Minderung seit 2011.

Mehr fossile Brennstoffe

Ein Grund: Der Zubau von erneuerbaren Energien und die Nutzung grüner Rohstoffe hält mit dem wachsenden Energiehunger kaum Schritt, wie die neue Ausgabe des diesjährigen „Net Zero Economy Index“ zeigt. Im vergangenen Jahr wurden sogar 1,5% mehr fossile Brennstoffe verbraucht als im Jahr davor, dabei hat der Ausbau erneuerbarer Energien zwischen 2022 und 2023 um 14% zugelegt.

Um die globale Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf 1,5 °C zu begrenzen, müsste die Dekarbonisierung schon auf 20,4% pro Jahr ansteigen (Vorjahr: 17,2%), rechnet PwC vor. Zum Vergleich: Die höchste jährliche Dekarbonisierungsrate, die je von einem G20-Land erreicht wurde, wurde 2014 mit rund 11% in Frankreich gemessen. Selbst um die Erwärmung auf 2°C zu begrenzen wäre noch eine jährliche Dekarbonisierungsrate von 6,9% erforderlich. PwC spricht von einer „kollektiven Trägheit“.

„Wirtschaftliche Herausforderungen wie Inflation, geopolitische Spannungen und steigende Zinssätze erschweren die Abkehr von fossilen Brennstoffen“, mahnt Gunther Dütsch vom Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei PwC Deutschland. „Dem müssen wir entschlossen mit Maßnahmen bei Energieeffizienz und Nachfragemanagement entgegentreten.“

Im Fokus der Studie steht auch die Diskrepanz zwischen entwickelten und sich entwickelnden Nationen. Im Jahr 2023 verringerten die G7-Länder ihren CO₂-Ausstoß um 5,31%, während die sieben größten Schwellenländer (Brasilien, China, Indien, Indonesien, Mexiko, Russland und Türkei) einen Anstieg von 0,04% verzeichneten.

Deutschland kein Vorbild mehr

Augenfällig ist im mehrjährigen Vergleich, dass die Entwicklung unter den Industrieländern bei der Dekarbonisierung ziemlich ähnlich gewesen war. So unternimmt Deutschland besonders große Anstrengungen, will nach der Kernenergie schnellstmöglich aus der Kohle aussteigen und halst dabei seiner Industrie besonders große Lasten etwa durch extrem hohe Energiekosten auf. Gleichwohl sind die Fortschritte nur minimal größer als in der EU insgesamt. Hierzulande wurde der CO₂-Ausstoß zwischen 2000 und 2023 im Jahresschnitt nur um 2,8% reduziert, während Frankreich (2,9%) und Großbritannien (3,8%) sogar größere Erfolge vermelden können.

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