Teuerung

Regierung erwartet 6,1 Prozent Inflation

Wie nahezu weltweit hat die Inflation auch im Euroraum und in Deutschland die höchsten Niveaus seit Jahrzehnten erreicht. Kurzfristig besteht wenig Aussicht auf Besserung – im Gegenteil. Die EZB steht unter Druck.

Regierung erwartet 6,1 Prozent Inflation

ms Frankfurt

Die Angst vor einer noch länger hohen Inflation in Deutschland und im Euroraum nimmt weiter zu. Die Bundesregierung geht inzwischen von 6,1% Inflation in diesem und immer noch 2,8% im nächsten Jahr aus. Zugleich schürt der harte Anti-Corona-Kurs in China Sorgen vor zusätzlichen Lieferkettenproblemen und dadurch weiterem Preisdruck. Damit gerät die Europäische Zentralbank (EZB) immer mehr unter Zugzwang. Die Euro-Hüter scheinen dabei zunehmend zu rascheren Zinsschritten bereit.

Wie nahezu weltweit hat die Inflation auch im Euroraum und in Deutschland die höchsten Niveaus seit Jahrzehnten erreicht. Im Euroraum lag sie im März bei 7,5%. Der Ukraine-Krieg verschärft die Probleme nun über steigende Energiepreise zusätzlich. Zugleich dämpft er aber die Konjunktur. Bei der IWF-Frühjahrstagung vergangene Woche war die globale Inflation und die Notwendigkeit, sie geldpolitisch im Zaum zu halten, eines der zentralen Themen.

In Deutschland lag die Inflation im März nach EU-Be­rechnung bei 7,6%. Für das Gesamtjahr geht die Bundesregierung nun von 6,1% aus, wie Reuters am Montag unter Berufung auf Dokumente zur Frühjahrsprognose berichtete, die am Mittwoch vorgestellt wird. Ende Januar hatte sie noch 3,3% prognostiziert. 2021 hatte die Teuerung bei 3,1% gelegen. Für 2023 sagt die Regierung 2,8% voraus. Damit läge die Teuerung drei Jahre in Folge merklich oberhalb des EZB-Inflationsziels von 2,0%.

Tatsächlich besteht kurzfristig wenig Aussicht auf Besserung. Neben dem Ukraine-Krieg trägt dazu auch die rigide Strategie gegen Corona in China bei. Die Re­gierung in Peking hat viele Millionenstädte in den Lockdown geschickt. Das belastet nicht nur zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt selbst, sondern verschärft auch die Knappheit bei vielen Gütern weltweit. Die Unternehmen in Deutschland versuchen nun, steigende Kosten an Kunden weiterzureichen, wie das Ifo-Institut am Montag berichtete. Viele Firmen hätten weitere Preiserhöhungen angekündigt. „Das zieht sich jetzt durch die gesamte Wirtschaft“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe zu Reuters.

Damit wächst der Druck auf die EZB. Die Notenbank steuert nun auf eine Zinserhöhung noch in diesem Jahr zu. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte am Wochenende zu CNBC, dass die EZB-Anleihekäufe aller Voraussicht nach im dritten Quartal komplett eingestellt werden. Wenn sich die Dinge dann wie erwartet entwickelten, gebe es dann eine große Wahrscheinlichkeit für eine erste Zinserhöhung vor Jahresende. Viele Beobachter spekulieren auf September. Allerdings scheint auch ein erster Zinsschritt bereits im Juli noch vorstellbar. Viele Experten erwarten 2022 noch zwei Schritte.