Rekord-Krankenstand kostet 1,1 Prozent an Wertschöpfung
ast Frankfurt
Der rekordhohe Krankenstand in Deutschland hat die Wirtschaft im vergangenen Jahr rund 42 Mrd. Euro gekostet. Das geht aus einer Berechnung des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) hervor, die Teil der am Mittwoch erscheinenden Frühjahrsprognose des Wirtschaftsforschungsinstituts ist. Den Ökonomen zufolge wäre ein um 0,7 bis 1,1% höheres Wirtschaftswachstum möglich gewesen bei weniger Fehltagen.
Dem Wirtschaftsinstitut zufolge war der Krankenstand im vergangenen Jahr von 68 Stunden je Arbeitnehmer im Jahr 2021 sprunghaft auf 91 Fehlstunden gestiegen. Ursächlich waren den Kieler Forschern zufolge in erster Linie Atemwegsinfekte und Erkältungskrankheiten – wobei ein großer Teil auf das Coronavirus und Grippeviren zurückzuführen war. Seit der Wiedervereinigung sei dies der mit Abstand stärkste Anstieg des Krankenstands binnen eines Jahres gewesen und insgesamt sei nie ein höheres Krankheitsniveau erreicht worden, so die Ökonomen. „Der außergewöhnlich hohe Krankenstand im vergangenen Jahr dürfte die deutsche Wirtschaft zusätzlich zur Energiekrise erheblich belastet haben“, erklärte Dominik Groll, IfW-Arbeitsmarktexperte.
„Die Wirtschaftsleistung 2023 steht dadurch allerdings in einem vermeintlich besseren Licht da, weil der Anstieg nun etwas höher ausfällt, vorausgesetzt der Krankenstand nimmt im laufenden Jahr wieder ab.“ Der Krankenstand habe nicht vollständig auf das Wirtschaftswachstum durchgeschlagen, da ein Teil des Ausfalls durch Mehrarbeit der gesunden Beschäftigten oder nach Rückkehr der Kranken aufgefangen bzw. aufgeholt wurde.
Das IfW Kiel geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023 etwas oberhalb des durch den Rekord-Krankenstand gedämpften BIP des vergangenen Jahres liegen werde. Die Zuwachsrate der Wirtschaft dürfte daher auf Jahressicht positiv ausfallen. „Statt zu stagnieren, dürfte die Wirtschaft 2023 leicht zulegen, weil sie ein geringeres Niveau übertreffen muss, als es ohne den hohen Krankenstand der Fall gewesen wäre“, so Groll.