Geldpolitik

Riksbank verblüfft mit vorgezogener Zinserhöhung

Schwedens Notenbank beendet überraschend ihre Nullzinspolitik. Grund für die Kehrtwende ist eine grundlegend veränderte Einschätzung der Inflation.

Riksbank verblüfft mit vorgezogener Zinserhöhung

rec Frankfurt

Schwedens Notenbank hat überraschend die jahrelange Nullzinspolitik beendet. Die Riksbank erhöhte den Leitzins auf 0,25%. Die Währungshüter reagieren damit auf die rasch steigende Inflation, die von den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs weiter angeheizt wird. Weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr zeichnen sich ab. Zudem hat die Notenbank für die zweite Jahreshälfte in Aussicht gestellt, den Abbau ihrer durch Anleihekäufe aufgeblähten Bilanz einzuleiten.

Der Beschluss kommt unerwartet, weil die Riksbank noch im Februar ein Festhalten am Nullzins bis ins Frühjahr 2024 bekräftigt hatte. Erst in den letzten Wochen wurde ein Umdenken deutlich. Trotzdem rechneten die wenigsten Analysten schon jetzt mit einer Zinserhöhung. Realistischer schien ihnen ein entsprechender Beschluss im Juni.

Ausschlaggebend für die Kehrtwende ist eine grundlegend veränderte Einschätzung zur Inflation. Die Notenbank habe ihre Auffassung, „dass der Inflationsdruck überwiegend vorübergehend sei und mittelfristig nachlassen werde, radikal revidiert“, konstatierte Francesco Pesole, Analyst der Bank ING. Ihre Inflationserwartungen für das laufenden und das kommende Jahr korrigierte sie drastisch nach oben.

Im März sind die Verbraucherpreise in Schweden um 6,1% gestiegen. Im Durchschnitt rechnet die Riksbank nun mit 6% in diesem und 5% im nächsten Jahr. Ihr Ziel sind 2%. Noch im Februar hatten die Währungshüter die Inflationstendenzen als kurzlebig bezeichnet und Zinserhöhungen vor 2024 als unwahrscheinlich erachtet. Nun signalisiert sie zwei bis drei weitere Erhöhungen bis Ende 2022. Binnen drei Jahren könne das Zinsniveau dann in den Bereich von annähernd 2% steigen, erklärten die Währungshüter. Mit dem Bilanzabbau wollen sie in der zweiten Jahreshälfte beginnen. Die Nettokäufe von Vermögenswerten hatten sie im Dezember eingestellt.

Die schwedische Wirtschaft ist nach Angaben des Statistikamts im Auftaktquartal um 0,4% zu den vorgegangen drei Monaten geschrumpft. Ökonomen heben aber die starke Verfassung des Arbeitsmarkts hervor. Darauf nimmt auch die Zentralbank Bezug, indem sie indirekt vor der Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale warnt. Die Stimmung im Unternehmenssektor hat sich Einkaufsmanagerumfragen zufolge zwar seit Herbst eingetrübt, signalisiert aber nach wie vor Wachstum.