Rückschlag für Wohnungsbau
Rückschlag für den
deutschen Wohnungsbau
ba Frankfurt
Weniger Neu- und Umbauten genehmigt
Die Wohnungsbaubranche hat im Februar einen Dämpfer bekommen: Nach zwei Anstiegen in Folge wurden weniger Baugenehmigungen erteilt als im Vormonat. Verbände sehen die Branche damit weiter in einer Seitwärtsbewegung − auf extrem niedrigen Niveau. Die Hoffnungen ruhen daher einerseits auf den Zinssenkungen der EZB, die über günstiger werdende Finanzierungskonditionen Investitionen in Betongold wieder attraktiver werden lassen. Andererseits aber auch auf der neuen Bundesregierung, die im Koalitionsvertrag zur Bekämpfung des Wohnungsmangels und weiterer Mietsteigerungen den Neubau priorisiert.
Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) wurden im Februar der Bau von 17.900 Wohnungen genehmigt. Das waren 2,3% oder 400 Einheiten weniger als im Vorjahr. „Damit ging die Zahl der Baugenehmigungen im Vorjahresvergleich nach zwei Monaten des Anstiegs wieder zurück“, betonten die Statistiker. Daher summieren sich die im Januar und Februar erteilten Genehmigungen auf 35.900, womit sich ein Plus von 2,1% im Vorjahresvergleich ergibt. "Schaut man sich allerdings die letzten drei Monate an (+3,5%), zeigt sich nach sehr langer Talfahrt zaghaft eine Bodenbildung“, kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller.
Hoffnung auf Regierung
„Die Ankündigung der Koalitionspartner, in den ersten 100 Tagen einen Wohnungsbauturbo zu zünden, ist richtig – jetzt kommt es auf die Umsetzung an“, betonte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe. Entscheidend seien gezielte Maßnahmen zur Stärkung privater Investitionen. Müller regt neben Bürokratieabbau und rechtlicher Absicherung von vereinfachten Baustandards an, das Thema Kostensenkung weiter voranzutreiben. Die Deutsche Bank erwartet bereits minimale Impulse für 2025, „insbesondere durch das Ende des Heizungsgesetzes und einen insgesamt optimistischeren Blick“. Die Experten erhöhten die Prognose um 5.000 auf 250.000 fertiggestellte Wohnungen. 2026 und 2027 dürfte es dann kräftiger aufwärts gehen mit 270.000 und 290.000 Einheiten.
Bodenbildung im Geschoßbau
Im Januar/Februar stieg die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 12,4% auf 6800. Dieses deutliche Plus falle dennoch wenig ins Gewicht, mahnte Müller. Denn die Lage im Eigenheimbau habe sich „seit 2022 kontinuierlich verschlechtert und befand sich seit Sommer 2023 unverändert unter dem Niveau von 5.000 monatlichen Genehmigungen und damit auf dem niedrigsten Stand seit 30 Jahren“. Im Geschossbau, auf den zwei Drittel des Neubaus entfällt, gebe es langsam eine Bodenbildung. Bei den Mehrfamilienhäusern verzeichneten die Statistiker einen Rückgang um 1,3% zum Vorjahreszeitraum auf 18.500 neue Wohnungen. Bei den Zweifamilienhäusern meldet Destatis einen Rückgang genehmigter Wohnungen 14,5% auf 1.900.
Auftragsmangel bremst
Das Geschäftsklima im Wohnungsbau hat sich wegen der etwas weniger pessimistischen Erwartungen zuletzt leicht verbessert, bleibt laut Ifo Institut aber tief im negativen Bereich. Das größte Problem bleibt der Auftragsmangel. Im März klagten rund 54% der vom Ifo befragten Wohnungsbaufirmen darüber nach 55% im Februar. „Die Wohnungsbauunternehmen bleiben zurückhaltend. Die meisten erwarten noch eine anhaltende Durststrecke“, erklärte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Der Anteil der Auftragsstornierungen fiel erneut, und zwar auf 7,8%, nach 9,3% im Vormonat. Vor allem wegen des Auftragsmangels im Wohnungsbau sind die Kapazitäten im Hochbau insgesamt weiter deutlich unterausgelastet. Für März nennt das Ifo eine Auslastung von 62,1%. Der Mittelwert der vergangenen 10 Jahre liegt bei 76,2%.