Geldpolitik

Russische Notenbank hebt Leitzins erneut kräftig an

Während die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Not­enbank Fed trotz stark anziehender Inflation eine Straffung ihrer ultralockeren Geldpolitik nicht einmal diskutieren wollen, setzt die russische Zentralbank ein weiteres Mal einen...

Russische Notenbank hebt Leitzins erneut kräftig an

est Moskau

Während die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Not­enbank Fed trotz stark anziehender Inflation eine Straffung ihrer ultralockeren Geldpolitik nicht einmal diskutieren wollen, setzt die russische Zentralbank ein weiteres Mal einen entschlossenen Schritt. Am Freitag hob sie den Schlüsselzinssatz zur Versorgung der Banken mit Geld gleich um 50 Basispunkte auf 5,5% an. Zuvor war er seit Jahresbeginn bereits zweimal angehoben worden – beim zweiten Mal, Ende April, ebenfalls um 50 Basispunkte.

Im Vorjahr hatte der Zinssatz das Allzeittief von 4,25% erreicht. Inzwischen freilich hat sich das Blatt gewendet, denn die Inflation hat sich weit vom Zentralbankziel von 4% wegbewegt. Vor knapp einer Woche hat das staatliche Statistikamt Rosstat mitgeteilt, dass die Inflation im Mai – zum ersten Mal seit fast fünf Jahren – auf mehr als 6% gestiegen ist.

Die Inflationserwartung der Bevölkerung habe ein Vierjahreshoch erreicht und treibe die Leute zu vorgezogenen Großeinkäufen, was die Teuerung weiter antreibe, begründete die Zentralbank am Freitag ihren Zinsschritt. Im Unterschied zu westlichen Zentralbanken, die in ihren Ländern von einem temporären Inflationsschub sprechen, sieht Russlands Zentralbankchefin Elvira Nabiullina in ihrem Land eine nachhaltige Teuerungsdynamik, wie sie vor einer Woche sagte. Entsprechend behält sich die Zentralbank eine weitere Zinserhöhung im Juli vor.

Dass die straffere Geldpolitik die Wirtschaftserholung beeinträchtigen könnte, schließt Nabiullina aus. Das Wirtschaftsministerium erwartet für 2021 ein BIP-Wachstum von 2,9%, nachdem der Rückgang um 3% im Vorjahr im internationalen Vergleich – infolge eines Verzichts auf einen Lockdown im Herbst – überschaubar geblieben war.

Auch Finanzminister Anton Siluanow unterstützt den jetzigen Zinsschritt. Es bestehe das Risiko einer Überhitzung der Wirtschaft, sagte er: Ein aufgeschobener Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik falle nur noch schwerer.