Schatzkanzler Rishi Sunak zwischen allen Stühlen
hip London
Der britische Schatzkanzler Rishi Sunak hat in den vergangenen Tagen nicht nur Kritik von den Verfechtern einer fiskalischen Konsolidierung einstecken müssen. Befürwortern weiterer Corona-Hilfsprogramme gingen seine Maßnahmen nicht weit genug. Vor der Vorlage seines Haushaltsentwurfs am Mittwoch sitzt der Hoffnungsträger der regierenden Konservativen damit zwischen allen Stühlen. Sunak hatte wiederholt darauf hingewiesen, dass das Geld nicht auf den Bäumen wachse. Prompt wurde über Steuererhöhungen spekuliert. So könnte etwa die Körperschaftsteuer von derzeit 19% auf 23% steigen, hieß es. Damit läge sie immer noch einen halben Prozentpunkt unter dem Durchschnitt der 37 OECD-Staaten. Der „Financial Times“ zufolge wird im Schatzamt gar über eine Erhöhung auf 25% nachgedacht. Denkbar wäre auch, den Steuerfreibetrag bei der Einkommensteuer einzufrieren.
„Wir glauben nicht, dass Sunak über eine politische Positionierung hinausgehen wird, und halten die jüngsten Presseberichte über mögliche Steuererhöhungen für einen Teil eines ausgefeilten Erwartungsmanagements“, schreiben dagegen die Volkswirte von Goldman Sachs. Allerdings werde Sunak die Wichtigkeit einer konservativen Fiskalpolitik betonen und die Vor- und Nachteile verschiedener Methoden prüfen lassen, die Kosten der Pandemie zu finanzieren. Neben einer Verlängerung der Lohnsubventionierung für rund 5 Millionen Arbeitnehmer durch das Coronavirus Job Retention Scheme wird vielerorts auch eine Verlängerung der Aufstockung der Sozialhilfe um 20 Pfund die Woche gefordert. Die Kraftstoffsteuer bleibt Medienberichten zufolge eingefroren. Zudem werden angeblich die Umsatzsteuersenkungen für das Gastgewerbe und die Reisebranche beibehalten. Auch über Einkaufsgutscheine im Stil von „Helikoptergeld“ wird diskutiert.