Arbeitsmarkt

So viele offene Stellen in Deutsch­land wie noch nie

Zum Jahresende 2022 gab es in Deutschland so viele offene Stellen wie nie. Ausländische Fachkräfte könnten die Misere lindern, doch Deutschland gilt hoch qualifizierten Talenten nicht eben als Traumziel.

So viele offene Stellen in Deutsch­land wie noch nie

ba Frankfurt

In Deutschland sind so viele Jobs unbesetzt wie noch nie. Im vierten Quartal 2022 ist die Zahl offener Stellen auf rekordhohe 1,98 Millionen gestiegen, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mitteilte. Im Quartalsvergleich stieg die Zahl der offenen Stellen um rund 160900 oder 8,8%, im Vergleich zum vierten Quartal 2021 verzeichnet das IAB ein Plus von 295500 oder 17,5%.

„Die große Mehrheit der offenen Stellen ist sofort zu besetzen und der betriebliche Konkurrenzdruck um passendes Personal vielfach hoch“, erklärte IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis zu der vierteljährlichen Umfrage unter rund 14000 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche. Dabei untersucht das IAB nicht nur die bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Stellen, sondern das gesamte Stellenangebot. 1,63 Millionen oder 82% der im vierten Quartal offenen Stellen waren dabei sofort zu besetzen, 352500 erst später.

Einen weiteren Höchstwert meldet das IAB bei der sogenannten Vakanzrate, die das Verhältnis von sofort zu besetzenden offenen Stellen und der gesamten Personalnachfrage abbildet: Auf 100 von den Betrieben nachgefragte Beschäftigte kommen im vierten Quartal 4,5 offene Stellen nach 4,0 im dritten Quartal.

Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, unternimmt die Bundesregierung derzeit massive Anstrengungen. Einer Studie der Bertelsmann Stiftung und der Industrieländerorganisation OECD zufolge sinkt aber die Beliebtheit Deutschlands bei hoch qualifizierten Fachkräften: Seit 2019 ging es von Platz 12 auf 15. Nicht weil die Bedingungen hierzulande schlechter geworden wären, aber andere Länder hätten stark aufgeholt, heißt es bei der Bertelsmann Stiftung. Mängel gebe es neben der schleppenden Digitalisierung und der zögerlichen Einbürgerungspraxis bei den Chancen ausländischer Akademiker, hoch qualifizierte Jobs entsprechend ihren Kompetenzprofilen zu besetzen. Am attraktivsten sind laut Studie die OECD-Staaten Neuseeland, Schweden, Schweiz, Australien und Norwegen. Erstmals wurden 2023 auch die Rahmenbedingungen für Start-up-Gründer untersucht. Die attraktivsten Länder sind Kanada, USA, Frankreich, Großbritannien und Irland. Deutschland landet in dieser Kategorie auf dem 12. Platz.

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