Einkaufsmanagerindex

Sorgen mehren sichin europäischer Industrie

Die Einkaufsmanagerindizes in den großen Volkswirtschaften geben überwiegend nach. Es gibt aber Ausnahmen.

Sorgen mehren sichin europäischer Industrie

ba Frankfurt

Die Sorgen um Preisentwicklung, Lieferketten und die Nachfrage haben im Mai die Indus­triestimmung in den meisten großen Volkswirtschaften gedämpft. In der jüngsten Umfrage von S&P Global (vormals IHS Markit) zählen Deutschland, Spanien und Russland zu den wenigen Ausnahmen, in denen der Einkaufsmanagerindex nicht nachgab. Zumeist verlagert sich also die Wachstumshoffnung zunehmend auf den Dienstleistungssektor, der zwar ebenfalls unter der weltweit hohen Inflation leidet, aber immer noch vom Ende der Coronabeschränkungen profitiert.

Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Euro-Industrie fiel im Monatsvergleich um 0,9 auf 54,6 Punkte. Dies ist der niedrigste Stand seit eineinhalb Jahren – liegt aber um 0,2 Zähler höher als in der Erstschätzung. Werte über 50 Punkte signalisieren Wachstum. Die Industrieunternehmen hätten mit Lieferengpässen, hohem Inflationsdruck, nachlassender Nachfrage und Unsicherheit über die wirtschaftlichen Aussichten zu kämpfen, kommentierte Chris Williamson, Chefökonom von S&P Global. Das erste Auftragsminus seit fast zwei Jahren führe die momentane Anfälligkeit des Indus­triesektors vor Augen.

Die Einkaufs- und Verkaufspreise seien ungeachtet dessen erneut stark gestiegen. Zusätzlichen Druck auf die Industrie habe die Verlagerung der Nachfrage auf den Dienstleistungssektor ausgeübt, sagte Williamson. Die Verbraucher hätten mehr für Tourismus- und Freizeitaktivitäten ausgegeben. Die Euroraum-Konjunktur scheine zunehmend vom Servicesektor abhängig zu sein.

Unter den größten Euro-Volkswirtschaften sind diesmal die Niederlande trotz eines Rückgangs Spitzenreiter. Deutschland und Spanien stechen heraus, da es dort mit verbesserten Stimmungswerten aufwärtsgeht (siehe Grafik).

Russlands Industrie ist im Mai derweil auf Wachstumsterritorium zurückgekehrt: Der PMI kletterte von 48,2 auf 50,8 Punkte. Ursächlich dürfte einerseits die Verlängerung der Lieferzeiten durch Logistikprobleme und die Sanktionen sein – normalerweise sind längere Wartezeiten ein Zeichen für eine verstärkte Nachfrage. Die Unternehmen kauften aber auch mehr Material in der Erwartung einer höheren Kundennachfrage in den kommenden zwölf Monaten, hieß es bei S&P Global.

Der PMI für die britische Industrie fiel wie schon in der Erstschätzung errechnet nach der leichten Aufhellung im April um 1,2 auf 54,6 Punkte. Dies ist der niedrigste Stand seit Januar 2021. Und auch die US-Wirtschaft wächst weniger dynamisch – der PMI gab um 2,2 auf 57,0 Punkte nach (siehe nebenstehenden Text). Die Erstschätzung lag bei 57,5 Zählern. Für Japan steht ein Rückgang um 0,2 auf 53,3 Punkte zu Buche.

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